Das Münchner Format "Book meets Film" ist ein Paradebeispiel für die Vernetzung zweier Branchen - und begehrt. Aus knapp 80 Einsendungen hat die Jury mit Vertretern der Film- und Buchbranche diesmal dreizehn Stoffe ausgewählt, die im Zwei-Minuten-Takt vor Produzenten präsentiert wurden.
Das Get-together von Buch und Film fand zum siebten Mal statt. Was an Billy Wilders Filmkomödie "Das verflixte 7. Jahr“ mit Marilyn Monroe in der Hauptrolle erinnert – übrigens auch eine Verfilmung, nämlich eines Theaterstücks von George Axelrod. Verflixt ist bei „Book meets Film“ allerdings gar nichts, die Stimmung ist blendend.
Sabine Kohl, bei der Verlagsgruppe Random House für Film- und Theaterrechte zuständig: „„Es ist hier immer eine sehr gute und auch angenehme Gelegenheit, Produzenten zu treffen. Wir nutzen die Veranstaltung also jedes Jahr gerne. Denn man spricht nicht nur über die vorgestellte Romanvorlage, sondern auch über weitere Stoffe. Produzenten haben meiner Meinung weiterhin großes Interesse an Buchstoffen, und wir freuen uns über den gemeinsamen Austausch und die anregenden Gespräche.“
Das hält Verlage allerdings nicht davon ab, zum Teil komplexe Inhalte anzubieten. So schickte C. H. Beck den renommierten Autor Hans Pleschinski mit seinem neuen Roman „Königsallee“ ins Rennen. Der alte Thomas Mann trifft in Düsseldorf eine seiner großen Lieben wieder: Klaus Heuser. Alle Beteiligten ringen um Haltung, was so manche komische und unterhaltsame Situation mit sich bringt. Wenn man bedenkt, welche Wirkung die Filme „Die Manns“ und die „Buddenbrooks“ gehabt haben, dann könnte eine Filmversion von Pleschinskis Roman daran anknüpfen.
Kinderbücher und Krimis haben natürlich auch bei möglichen Verfilmungen gute Chancen. In München wurde Christine Nöstlingers neues Buch vorgestellt: „Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte“ – ebenso der neue Krimi von Andrea Maria Schenkel („Täuscher“).
Verleger Klaus G. Förg vom Rosenheimer Verlagshaus brachte gleich seine Autorin mit: Julie Fellmann. Da wurde nicht verhehlt, dass Fellmann bislang als Drehbuchautorin gearbeitet hat. Und Fellmann sagte zu ihrem Krimi „Nacht der Einsamen“ frank und frei: „Ich habe mein Buch auf Verfilmung angelegt.“ Das betrifft in erster Linie Dialoge und überschaubares Personal.
Interessant: Die Geschichte und Konflikte der arabischen Welt bildeten diesmal einen Schwerpunkt. Andreas Schicko vom PROverbis Verlag präsentierte Hasan Ali Iders Roman „Djihad für Lila“, indem es um die Radikalisierung eines jungen Moslems in Wien geht. Diogenes schlug gleich zweimal zu: Mit dem Krimi „Bruder Kemal“ von Jakob Arjouni und mit Lukas Hartmanns historischem Roman „Abschied von Sansibar“, dem die wirkliche Geschichte einer arabischen Prinzessin zugrunde liegt, die 1886 der Liebe wegen nach Deutschland zog.
An literarischen Stoffen mangelte es also nicht. Nun sind die Film- und Fernsehproduzenten am Zug. Jennifer Royston, verantwortlich für Filmrechte bei C. H. Beck, ist da guten Mutes: „Für unseren Verlag läuft die Veranstaltung seit Jahren sehr gut: Wir haben bereits Options- und auch Filmrechte verkauft. Die Dynamik im Austausch der beiden Branchen scheint mir daher stabil zu sein.“
Veranstalter von "Book meets Film" ist der Landesverband Bayern im Börsenverein - in Kooperation mit dem Cluster Druck und Printmedien. Das Treffen von Buch- und Filmschaffenden, das traditionell in der Filmfest Lounge im Gasteig stattfindet, hat sich neben der Frankfurter Buchmesse im Herbst und der Berlinale im Winter als Vernetzungsplattform der deutschsprachigen Buch- und Filmbranche etabliert.
Zahlreiche Optionen und Rechte sind bislang verkauft worden. Zwei Stoffe wurden bereits für’s Fernsehen adaptiert: Der vom Rosenheimer Verlagshaus veröffentlichte Heimatroman „Die Posthalter-Christl“ (BR, 2010) und „Komm, schöner Tod“ (ZDF, 2012), basierend auf dem Roman „Die Erlöser-AG“ (C.H.Beck).
Präsentierte Titel und Verlage bei Book meets Film 2013:
- Hans Pleschinski: Königsallee (C.H. Beck)
- Lukas Hartmann: Abschied von Sansibar (Diogenes Verlag)
- Hasan Ali Ider: Djihad für Lila (Proverbis)
- Christine Nöstlinger: Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte (Oetinger)
- Hilde Forster / Ernst Kutzer: Puckerl und Muckerl – Alle Abenteuer (Verlagsbuchhandlung Julius P. Breitschopf)
- Thies Schwarz: Alfonso – Der Meisterdieb (mixtvision)
- Andrea Maria Schenkel: Täuscher (Hoffmann und Campe)
- Julie Fellmann: Nacht der Einsamen (Rosenheimer Verlagshaus)
- Brigitte Glaser: Bibbeleskäs (Emons Verlag Köln)
- Tanja Heitmann: Das Geheimnis des Walfischknochens (Blanvalet Verlag)
- Iris Kersten: Treppensteigen in Brüssel (Autumnus Verlag)
- Isabelle Wolf: Einzelsocke (Buchverlage LangenMüller Herbig)
- Jakob Arjouni: Bruder Kemal – Ein Kayankaya-Roman (Diogenes Verlag)