Mannheimer Schule

Als Bernhard Wipfler und sein Sohn Sebastian, die Verleger der Mannheimer Edition Panorama, zur letzten Frankfurter Buchmesse mit Kollegen über ihr Vorhaben sprachen, einen neuen Verlag für schöne Fußballbücher zu gründen, wurden sie von vielen schlicht für verrückt gehalten. Aber sie blieben dran. „In Zeiten, in denen Verlagspleiten und Fusionen aus Kostengründen fast schon zum Tagesgeschäft gehören, wollten wir ganz bewusst einen Gegentrend setzen", erklärt Sebastian Wipfler, Teamchef der Spielmacher, in der nun vorliegenden ersten Vorschau. „Wir wollen zeigen, dass sich Qualität auch in schwierigen Zeiten durchsetzen kann."

Für das sieben Bücher und zwei Kalender umfassende Startprogramm, das am 10. Oktober erscheint, konnten die Mannheimer die Crème de la Crème der deutschen Fußballfotografen und –autoren gewinnen. „Eine Mannschaft, die so noch nicht zusammen gespielt hat", freut sich Wipfler. Führungsspieler und verantwortlich für den Look des neuen Labels ist dabei zweifellos der in Berlin und Buenos Aires lebende Fotograf und „11 Freunde"-Gründer Reinaldo Coddou H., dessen Bildband „Fußballtempel" 2009 in der Edition Panorama erschien.

Neben der dritten, überarbeiteten Auflage seines Klassikers porträtiert Coddou H. in einem Bildband die Fußballkultur seiner Wahlheimatstadt Buenos Aires und zeichnet bei zwei weiteren als Herausgeber verantwortlich: „O Jogo Bonito" bringt eine ganze fußballverrückte Nation zwischen Buchdeckel, der Band „Kunstschuss" präsentiert die „schönsten Fußballfotos aller Zeiten"; Aufnahmen unter anderem von Peter Robinson, Stuart Clarke oder Hans van der Meer, die die große und kleine Welt des Ballsports in all ihren Facetten ausleuchten. Ebenfalls mit im Team: Der vielfach ausgezeichnete Sportjournalist Ronald Reng („Die Weltmeister"), Thomas Lötz („Football Styler") und der Fotograf Christoph Buckstegen mit einer wunderbaren Hommage an jenen Ort, an dem der Mythos von Hennes Weisweilers „Fohlen-Elf" entstand („Letzter Spieltag Bökelberg").

Acht bis zehn neue Titel wollen die Mannheimer pro Jahr erarbeiten. Produziert wird, darauf ist man stolz, „vollständig" in Deutschland. Ein Jahr bevor sich in Brasilien der Vorhang zur WM-Samba hebt, darf man den Mannheimern Glück für ihr ambitioniertes Projekt wünschen. Verlegen heißt Vorlegen - wie einfach ist dagegen der Fußball selbst: Weltmeister Andi Brehme nach seinem entscheidenden Elfmeter im Finale von Rom 1990: „Du legst den Ball hin und haust ihn rein."