Welche Art von erotischen Geschichten verlegen Sie bei Plaisir d' Amour?
Weiß: Ich produziere Bücher von Frauen für Frauen und veröffentliche das, was mir gefällt, was ein Happyend hat und was ich gerade als trendy erachte. Romantischen BDSM etwa gab es bei Plaisir d'Amour schon seit 2006, nicht erst seit »Shades of Grey«.
Was hat sich für Sie durch den Hype um diesen Titel verändert?
Weiß: Es sind neue Leserinnen dazugekommen, und die Zielgruppe hat sich verjüngt. Früher waren BDSM-Fans deutlich über 30, das Alter der neu hinzugekommenen Leserinnen liegt um einiges darunter.
Warum arbeiten Sie ausschließlich mit deutschsprachigen Autorinnen?
Weiß: Englisch ist derber als Deutsch. Übersetzt man englische Erotik ins Deutsche, wird es schnell ordinär und lieblos. Während ein »I wanna fuck your cunt« im Englischen sexy klingt, hört es sich in der Übersetzung weniger charmant an. Deutsche Autorinnen sind zudem nah dran an den Leserinnen, wissen, was diese wollen und was nicht geht.
Welche Titel kommen gut an?
Weiß: Der erfolgreichste Roman meines Verlags ist »Zuckermond« von Astrid Martini. Außerdem ist »Bestrafe mich!« von Nina Jansen sehr beliebt. Weitere Longseller sind Jazz Winters »Liebessklavin« alias »Unterwerfung aus Liebe« bei Heyne sowie von Linda Mignani: »Verführung und Bestrafung«. Insgesamt gehen die Taschenbuchauflagen zurück. Dafür übersteigen die E-Book-Verkaufszahlen alles bislang Dagewesene: Der Verlagsabsatz hat sich trotz rückläufiger Taschenbuch-Absätze in den vergangenen zwölf Monaten fast vervierfacht.
Ist das auf »Shades of Grey« zurückzuführen?
Weiß: Nicht nur. Ich höre immer wieder von Leserinnen, dass sie wegen ihrer Kinder keine Bücher kaufen und zuhause herumliegen lassen wollten, jetzt aber E-Books für sich entdecken und so ihre Leidenschaft für Erotika ausleben können. Dank der E-Book-Reader können sie auch in der U-Bahn Erotikliteratur lesen, ohne befürchten zu müssen, dass sie schief angeschaut werden.
Welche Rolle spielen die social media?
Weiß: Eine große. Früher hielt man höflich Sicherheitsabstand zu Erotikautoren und deren Websites, wir haben nichts von den Lesern gehört. Heute trägt es maßgeblich zu den Absatzzahlen eines Erotikautors bei, ob er bei Facebook aktiv ist oder nicht. Die Fans dort sind rührend in der Interaktion und diskutieren beispielsweise, welchen "Dom" einer Autorin, also welchen dominanten Romanhelden, sie am liebsten mögen.
Mehr über den Verlag
Eigene Leidenschaft für prickelnde Geschichten stand bei Angela Weiß am Anfang ihrer Verleger-Laufbahn. Ende der 90er Jahre begann sie, für eines der ersten Liebesroman-Portale im deutschen Sprachraum Interviews mit US-Autorinnen zu führen und stieß auf neue Trends: Spicy und Erotic Romance. Später entwickelte sie eine eigene Website, auf der sie »frauentaugliche« Erotikromane rezensierte. 2004 schließlich rief sie ihren Spezialverlag für deutsche Liebesromane ins Leben – unter dem klangvollen Namen Plaisir d’Amour.
Mit einer festen Mitarbeiterin und mehreren Freien bringt Angela Weiß pro Jahr etwa zwölf Titel heraus. BDSM, Historicals, Fantasy: Das sind die Schwerpunkte ihrer E-Books und Paperbacks für weibliche Leser. Die Lizenzen für günstige Taschenbuchausgaben vergibt sie an Publikumsverlage.
Mehr über den Markt für sinnliche Bücher lesen Sie im Börsenblatt-Spezial "Erotik", das am heutigen Donnerstag erscheint.