In einer Pressemitteilung reagierte Hans Barlach gestern prompt auf das Urteil des Amtgerichts Berlin-Charlottenburg mit einer Kritik am Justizsystem und harschen Worten gegenüber der Suhrkamp-Geschäftsführung. Barlach kündigt darin an, seine anhängigen Prozesse aufgrund des erlittenen finanziellen Schadens durch die "künstlich herbeigeführte Insolvenz" des Verlags fortführen zu wollen. Sollte es zur Umwandlung in eine AG kommen, will Barlach weiterhin eine "aktive Rolle" als Gesellschafter übernehmen. Die Mitteilung im Wortlaut:
"Gegen den Widerspruch der Medienholding wurde heute am 15.01.2014 der durch die Geschäftsführer der Mehrheitsgesellschafterin der Suhrkamp GmbH & Co. KG und ihrem beratenden Insolvenzexperten Dr. Frank Kebekus vorgelegte Insolvenzplan durch das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestätigt. Die Bestätigung zeigt, wie unzureichend Gesellschafter, die nicht an der Geschäftsführung beteiligt sind, durch das neue Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) geschützt sind. Bereits im September 2013 hat die Medienholding gegen Entscheidungen des Amtsgerichts, das weitreichende Eingriffe in ihre Grundrechte verfügt hat, Verfassungsbeschwerde erhoben. Das Insolvenzverfahren wurde von den Geschäftsführern der Mehrheitsgesellschafterin des Verlages rechtsmissbräuchlich nur mit dem Ziel eingeleitet, um der Medienholding Rechte zu verweigern. Eine endgültige Bewertung der Insolvenzereignisse wird die Medienholding erst nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts abgeben. Sie wird ebenfalls prüfen, ob sie gegen den heute verkündeten Beschluss sofortige Beschwerde einlegt.
Sollte eine rechtskräftige Umwandlung der Suhrkamp Verlagsgruppe in eine AG erfolgen, erwartet die Medienholding vom neuen Aufsichtsrat, dass er seinen Pflichten gegenüber dem Verlag unbeeinflusst von der Mehrheitsaktionärin nachkommt und insbesondere einen qualifizierten Vorstand bestellt.
Die alten Geschäftsführer der KGs – Frau Unseld-Berkéwicz, Herr Dr. Landgrebe und Herr Dr. Sparr – sind für dieses Amt objektiv ungeeignet. Sie haben eigennützig nicht nur zwei wertvolle Verlage ohne Not in eine kostspielige und wertvernichtende Insolvenz geführt, sondern sie sind bereits im Dezember 2012 wegen schwerer Verletzungen ihrer Pflichten gegenüber dem Suhrkamp Verlag durch ein Urteil des Landgerichts Berlin als Geschäftsführer abberufen worden; nach Einschätzung der Medienholding wird dieses Urteil vom Kammergericht bestätigt werden. Die Medienholding ist zuversichtlich, dass die Verlage Suhrkamp und Insel unter einer neuen Führung schon bald wieder an die literarischen und wirtschaftlichen Erfolge der Ära Siegfried Unseld anschließen können.
Der Verwaltungsrat der Medienholding AG ist kürzlich um den Berliner Unternehmer Dirk Möhrle (Möhrle Group, Berlin) erweitert worden. Vertreten durch die Verwaltungsratsmitglieder Dirk Möhrle, Carl Ulrich Mayer und Hans Barlach wird die Medienholding zukünftig in einer neuen Suhrkamp Verlag AG als Gesellschafter eine konstruktive und aktive Aktionärsrolle übernehmen. Sie stünde dann der neuen Suhrkamp Verlag AG auch für notwendige Kapitalerhöhungen zur Verfügung."