Interview mit René Strien zur AG Publikumsverlage

"Das wird nicht eskapistisch"

20. Januar 2014
Redaktion Börsenblatt
Das Treffen der AG Publikumsverlage steht vor der Tür (22./23. Januar). Weltbild steht nicht auf dem Programm - ist aber sicher Top-Thema. René Strien, Aufbau-Verleger und Sprecher des Vorstands der Publikumsverleger erklärt das Programm.

Ist die AG Publikumsverlage noch das bedeutendste Verlegertreffen der Branche? Ja. Die Anmeldungen sind hervorragend: 160 Branchenköpfe kommen nach München. Die Konkurrenz ist allerdings auch nicht sehr groß.

Der Treffen beginnt mit einem Auftritt des Kabarettisten Horst Evers. Braucht die Branche etwas zu lachen? Darum geht es nicht. Dank der Unterhaltungskomponente fällt einem auch die Unterhaltung mit den Kollegen leichter. Das Hauptanliegen der AG Publikumsverlage ist, dass man in ein gutes, konstruktives, offenes Gespräch kommt. Die Buchbranche befindet sich nach wie vor in einem starken und rapiden Umbruch - und jeder hat seine Antworten auf die drängenden Fragen. Diese Antworten abzugleichen, sich Rat zu holen und seine Position zu überdenken, dafür bietet die AG Publikumsverlage eine wunderbare Gelegenheit. Sie bekommen nirgendwo so viele qualifizierte Partner für solche Gespräche zusammen.

Vorträge gibt es aber auch, diesmal von Uli Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, und Heinrich Staudinger, Besitzer der Waldviertler Schuhwerkstatt. Was können die Verleger von den beiden lernen?Im Fachtagungsteil wollen wir einen Rahmen bieten, der Anregungen für Denkrichtungen gibt. Burchardt und Staudinger sind eigene Wege gegangen, die zeigen, dass man auch in Zeiten, in denen vieles schon definiert scheint, mit eigenen Ansätzen etwas erreichen kann. Kurze Praxisbeispiele geben weiteren Input für Gespräche.

Derzeit bestimmt Weltbild die Diskussionen. Die Ereignisse überschlagen sich … Haben Sie nicht daran gedacht, das Programm kurzfristig zu ändern?Was könnte das Programm Spezifisches beitragen? Im juristischen Block mit Christian Sprang, im Grußwort des Vorstehers Heinrich Riethmüller oder im Vortrag von Börsenvereinsgeschäftsführer Alexander Skipis wird Weltbild sicher Erwähnung finden.

Ist das ausreichend?Das Insolvenzverfahren steht noch ganz am Anfang. Wenn Carel Halff nicht vorbeischaut, um uns im Detail zu informieren, gibt es zu Weltbild im Moment nicht viel zu sagen. Zumindest nicht seriös. Über die Situation als Betroffene können wir reden. Und über die Auswirkungen auf die Branche als Ganzes. Das wird auch geschehen, in den wie immer großzügig bemessenen Pausen.

„Über den Mut, die Liebe, die Wirtschaft und das Leben" ist der Vortrag des Schuhwerkstättlers Heinrich Staudinger überschrieben. Ehrlich - draußen brennt's und drinnen hören sich die Verleger Vorträge über Mut und Liebe an. Ist das nicht komisch? Der Titel scheint Sie auf den Holzweg zu führen. Staudinger ist ein extrem kantiger Unternehmer, von dem man lernen kann, wie man sich mit Märkten auseinandersetzt, wie man in verändernden Märkten klug agiert. Ich kann Ihnen versprechen, das wird nicht eskapistisch. Staudinger führt uns nicht weg von unseren Problemen nach Wolkenkuckucksheim, ganz im Gegenteil. Außerdem gibt es in der Branche keineswegs einen Flächenbrand. Die jüngsten Zahlen sprechen eine andere Sprache, auch die von Aufbau.

Welche Auswirkungen hat die Weltbild-Misere denn für Aufbau?
Wenn Weltbild entfiele, hätte Aufbau – wie jeder andere Publikumsverlag auch – an dieser Stelle eine echte Lücke – uns würde schlicht Umsatz wegbrechen. Erfreulicherweise kann man an anderer Stelle wieder anbauen. Der digitale Bereich erreichte bei Aufbau 2013 einen Umsatzanteil von 17 Prozent.