Die Sonntagsfrage

Wie schwierig ist es, ins Sortiment zu kommen?

16. Februar 2014
Redaktion Börsenblatt
Bis gestern haben in Frankfurt die Mitglieder des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage AkV getagt. In einer Podiumsdiskussion gaben Sortimenter Einblicke in ihre Erfahrungen mit Verlagen - wir fragen umgekehrt Andreas Illmann vom Berliner Schaltzeit Verlag, welche Hürden er sieht, mit seinen Büchern in die Buchläden zu kommen.
"Viele Verleger, die hier auf der AkV-Jahrestagung sind, würden gerne enger mit dem stationären Buchhandel zusammenarbeiten, was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist. Zunächst einmal ist es eine Zeitfrage, vom Verlag aus möglichst viele Sortimente zu kontaktieren, deshalb reisen für unseren Verlag zwei freie Vertreter, was schon einiges bewirkt – und interessanterweise in Österreich sogar zu besseren Ergebnissen führt als in Deutschland. Fast alle, die unsere Cartoon- und Kinderbücher in der Hand gehalten haben, bestellen auch: Das funktioniert schon einmal.

Die nächste Hürde ist die Sichtbarkeit der Titel im Laden. Sicher, ich weiß, dass sich jeder Verlag eine Frontalpräsentation wünscht und dass das aufgrund der begrenzten Quadratmeter Verkaufsfläche nun mal nicht geht. Aber wenn Bände wie unsere, die über das Auge funktionieren, nur mit dem Rücken im Regal stehen, nehmen die Kunden sie nur sehr bedingt wahr. Besonders ärgerlich finde ich es, wenn etwa kurz vor der letzten Bundestagswahl unser aktueller Cartoon-Band „Prost Wahlzeit“ nur im Regal zu finden ist: Da werden Verkaufschancen komplett vertan.

Generell wünsche ich mir eine größere Bereitschaft, sich auf die Produkte der kleineren Verlage einzulassen, immer wieder auch einzelne Titel zu testen, ihnen die Chance für einen Auftritt zu geben. Schließlich gilt es, nach den ersten Verkäufen den Kontakt zu halten – da tritt wieder die knapp bemessene Zeit sowohl bei den Sortimenten als auch bei uns kleinen Verlagen in den Vordergrund. Irgendwie müssen Zeit und Aufwand im Verhältnis zum Ertrag stehen, und da schneiden die anderen Vertriebskanäle oft besser ab als das Sortiment. Nichtsdestotrotz würden wir gerne weiter zueinanderfinden. Wahrscheinlich gilt auch hier: Steter Tropfen höhlt den Stein, viele gute Erfahrungen verbessern das Standing. Und persönliche Kontakte zu Buchhändlern sind eben auch durch nichts zu ersetzen."