Internationale Buchmesse in Kairo

Messe ohne Besucher?

12. Februar 2014
Redaktion Börsenblatt
Nach einem von Anschlägen überschatteten Start der Internationalen Buchmesse in Kairo (22. Januar bis 4. Februar) stabilisierte sich die Besucherzahl gegen Ende der Messe. Viele Aussteller klagen, sehen die Messe aber insgesamt auf einem guten Weg. Problematisch ist vor allem eines: der Termin.

Die Cairo International Book Fair, eine der größten Buchmessen weltweit, hat in diesem Jahr vom 22. Januar bis 4. Februar stattgefunden, wie immer traditionell in den ägyptischen Schulferien. Seit der Revolution ist die Situation in Kairo angespannt: Der Termin in der letzten Januarwoche fällt stets auf den Jahrestag der Revolution (25. Januar, bzw. 28. Januar „Freitag des Zorns"). Der war in diesem Jahr von einer blutigen Anschlagserie überschattet worden – in Verbindung mit Fehlentwicklungen und Planungsfehlern der Bücherschau Grundgenug für viele Besucher, nach zwei zunächst sehr stark frequentierten Tagen der Publikumsmesse fernzubleiben. Nicht zu Letzt aus Angst um die eigene Sicherheit. Erst zum Ende der Messe beruhigte sich die Lage wieder.

„Gähnende Leere in Kairo" meldete die Deutsche Welle gut informiert vor Ort in einem ausführlichen Bericht und beschrieb unter dem Kapitel „Die leeren Hallen von Nasr City" die massiven Umsatzeinbrüche der ausstellenden Verleger. Die wollen vor allem eins in Kairo: Bücher verkaufen. „Wir haben in diesem Jahr sicherlich 30 Prozent weniger Umsatz als im letzten Jahr", zitiert die Deutsche Welle Mustafa El-Faramawi, Leiter des Einkaufs der Shorouk-Buchhandlung, einer der größten Ägyptens. Seine Einbrüche verglichen mit 2010 liegen sogar bei mehr als 60 Prozent, gibt der Buchhändler an. Viele ägyptische und internationale Verlage sollen wegen der instabilen Lage in Ägypten der Messe in diesem Jahr ferngeblieben sein.

Nicht nur der Terror ist für den Besucherrückgang verantwortlich

Kurz vor Beginn der Revolution in Ägypten vor drei Jahren waren die Hallen auf dem Ausstellungsgelände abgerissen worden. „Geplant war ein größeres, moderneres Areal mit Messehallen und angegliederten Hotels", berichtete die Deutsche Welle live von der Buchmesse in Kairo. Geschehen ist seither offenbar nichts: „Die Verleger müssen mit Ständen in großen Zelten vorlieb nehmen", heißt es im Bericht.

Nachdem im Jahr 2013 politisch alles ruhig blieb, hatte sich auch die AuM (Ausstellungs- und Messe GmbH) für 2014 wieder für einen Stand auf der Messe entschieden. Die deutsche Teilnahme in Kairo ist ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Botschaft, des Goethe-Instituts Kairo und der Frankfurter Buchmesse – finanziell unterstützt vom Auswärtigen Amt. 350 Neuerscheinungen aus 150 Verlagen wurden am deutschen Gemeinschaftsstand vorgestellt.

Wie im vergangenen Jahr waren auch 2014 keine deutschen Verleger mit nach Kairo gefahren. Die arabischen Verlage nutzen dennoch die Chance, am deutschen Stand zu netzwerken. Vor allem für die zweite Messehälfte, also nach den Jahrestagen, nahmen nach Informationen der AuM die arabischen Verleger die Chance zum Gesprächstermin wahr. „Viele der arabischen Verleger wollten erst nach dem Jahrestag anreisen oder auf die Messe kommen", heißt es auf Nachfrage von boersenblatt.net. Angesichts der Sicherheitslage kamen Besucher wie Fachbesucher „nur sehr zögerlich." Auch für das deutsche Team war der Aufenthalt mit Komplikationen verbunden: Messeleiter Jürgen Boos hat eine Mitarbeitern nach den Anschlägen am 27. Januar aus Kairo zurückgerufen, da die deutsche Botschaft eine Sicherheitswarnung herausgegeben hatte.

Besucherzahlen stabilisierten sich im Februar

Nach einer großen Marketingaktion und Werbekampagne und nachdem 275.000 Tickets offiziell verkauft worden waren, kam dann im Februar doch noch das Publikum. Um die Messe zu beleben wurde keine Eintrittsgebühr mehr fällig – Besucherzahlen wurden demnach nicht weiter erhoben. „Die Lage war wieder ruhig und so kamen viele Besucher auf die Messe und an den deutschen Stand", bestätigt die AuM. Im letzten Jahr hatten laut arabischen Medien 1,7 Millionen Besucher die Messe besichtigt (Vergleich: Frankfurter Buchmesse: 276.000). In diesem Jahr dürften auch die kühnsten Schätzungen weit darunter liegen.

„Für uns und die Veranstalter wäre es sicher besser, wenn die Cairo International Book Fair nicht während des Jahrestages der Revolution stattfinden würde. Diese Meinung haben wir den Veranstaltern gegenüber schon wiederholt geäußert", kritisiert Bärbel Becker, Leiterin Internationale Projekte & Kooperationen bei der Frankfurter Buchmesse.

Weitere Messetermine im arabischen Raum

Zwei weitere Ausstellungen im arabischen Raum stehen für den deutschen Gemeinschaftsstand in diesem Jahr noch an, bei denen keinerlei Komplikationen erwartet werden.

In Riad (4. bis 14. März), der momentan wichtigsten Verkaufsmesse in der arabischen Welt, feiert der deutsche Gemeinschaftsstand in diesem Jahr PremiereIn Abu Dhabi ist die Frankfurter Buchmesse mit einer Firmengemeinschaftsausstellung vertreten, dort sind Mitarbeiter deutschsprachiger Verlage am Stand, Abu Dhabi (30. April bis 5. Mai) hat einen Ruf als wichtige Fachmesse

Hier eine Übersicht aller Termine des deutschen Gemeinschaftsstands 2014.

 

kum