AkV-Jahrestagung geht heute zu Ende

Oben rechts ist die Aufmerksamkeit am größten

15. Februar 2014
Redaktion Börsenblatt
Welche Erwartungen Sortimenter an die Verlage haben und wie man zum fruchtbaren Miteinander kommen kann, war Thema bei der Jahrestagung des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage AkV, die heute zu Ende geht. Sanjay Sauldie vom Europäischen Internet-Marketing-Institut gab äußerst nutzwertige Tipps, wie die Verlage online reüssieren können.
In einer Podiumsdiskussion gab es viele Hinweise, wie die kleineren Verlage und das Sortiment zusammenkommen können. Insbesondere im Bereich der Regionalia gebe es vielfältige Möglichkeiten, ein Thema gemeinsam zu besetzen, egal ob es um Mundart, den lokalen Fußballverein oder Reiseführer gehe, sagte Ariane Roth von der Osianderschen Buchhandlung in Frankfurt. Auch die Person des Autors spiele eine Rolle, je nachdem, wie er für Aktionen zur Verfügung stehe. Von Verlosungaktionen von Titeln mit der Lokalpresse über eingeräumte Plätze auf der Homepage der Buchhandlung bis hin zum Verlagsabend im Buchladen reichten die Beispiele der Zusammenarbeit.
Unisono wiesen die Vertreter des Sortiments darauf hin, wie essentiell für sie die Professionalität sei. "Wenn ein Verlag nicht über ein Barsortiment gelistet ist, nichts von BAG und DFÜ weiß, macht das die Zusammenarbeit schwer, dann stehen der Aufwand für die Buchbeschaffung und Abrechnung meist in keinerlei Relation mehr zum Ertrag", machte Iris Hunscheid von der Buchhandlung Veit Hoffmann in Achim deutlich, die auch zum Sprecherkreis des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente AkS gehört. Sie riet zum direkten Kontakt zwischen Verlag und Buchhandlung: "Im Gepräch kann man gut ausloten, welche Aktionen für beide Seiten Sinn machen." Was weniger geschätzt wird, so Ariane Roth, "ist, wenn der Verleger am Samstag kurz vor Ladenschluss mit drei Büchern auftaucht und sagt: 'Die müssen Sie jetzt unbedingt nehmen!'"
Dieter Dausien verdeutlichte, wie wichtig das Thema sei, über das man zu einander finden könne - "und die Begeisterung!" Der Inhaber der Buchhandlung am Freiheitsplatz in Hanau berichtete, wie eine seiner Mitarbeiterinnen sich für einen Roman aus einem kleinen Verlag so begeistert habe, dass am Ende eine Jury aus örtlichen Buchhändlerin entschieden habe, just dieses Werk beim Lesefest "Hanau liest ein Buch" in den Mittelpunkt zu stellen. Für ihn sei nicht entscheidend, ob der Verlag groß oder klein sei, sondern welche Substanz er zu bieten habe: "Auch mit kleinen Verlagen kann man gute Umsätze machen."
Wichtige Tipps, wie die Verleger mit ihrer Website aufmerksam machen können, gab Sanjay Sauldie vom Europäischen Internet-Marketing-Institut. "Nur noch 50 Prozent der Besucher schauen sich bei Google die zweite Trefferseite an, 20 Prozent die dritte Seite, unter fünf Prozent die vierte und über die fünfte Seite brauchen wir gar nicht reden", analysierte Sauldie. Wie aber kommt der Verlag auf die erste Trefferseite? Sauldie nannte verschiedene kostenlose Websites, mit deren Hilfe man die Tauglichkeit der eigenen Homepage überprüfen kann. Google setze 85 Kriterien wie Keywortverwendung, Linkpopularität, Traffic usw., die für das Ranking bedeutsam seien. Es komme bei weitem nicht nur auf die Besucherzahl an, sondern auch, welche Informationen der Verlag gebe: "Würden Sie bei einem Ihrer Bücher die Rückseite völlig leer lassen? Genau das machen aber viele Verlage bei ihrer Homepage und mit ihren Titeln - die Informationen sind zu dürftig und nicht präzise."
Ebenso sollten die Verlage messen, wie viele Besucher sie monatlich auf ihrer Website haben und wie deren Feedback aussieht. Dabei komme dem Aufbau der Website eine entscheidende Funktion zu: "Das Logo sollte immer links oben sein während Sie oben rechts, wo die Aufmerksamkeit am größten ist, den Leser fesseln müssen. Call to action nennen wir diesen Punkt: Hier sollten Sie ein Quiz mit zehn Fragen, einen kostenlosen Download oder ähnliches bieten, den er nur kriegt, wenn er sich bei Ihnen mit seiner E-Mail-Adresse registriert." Je nachdem, bei welchen Themen sich die Besucher registriert hätten, könne der Verlag sie später zu ähnlichen Themen kontaktieren und über neue Titel informieren.
Sauldie empfahl, dem sozialen Reputationsmanagement Beachtung zu schenken: "Denn unabhängig davon, was Sie von Facebook & Co. halten - ob wir wollen oder nicht, andere schreiben und posten über uns." Über Yasni und Google Alerts könne man die neusten Nachrichten über den Verlag und Autoren erfahren, und man könne die sozialen Netzwerke für das eigene Marketing nutzen: "Die Freunde meiner Kunden sind potenzielle Kunden, weil sie oft ähnliche Interessen haben." Und je mehr Google-Vernetzungen es gebe, desto mehr Aufrufe. Nun könne man sich aber Zeit und Arbeit sparen, indem man mit strategischen Blogs arbeite: "Damit können Sie mit Ihren Inhalten automatisch die verschiedenen Kommunikationskanäle bedienen: die Verlagswebsite, LinkedIn, Twitter, Xing, Google Plus, die Verlags-Facebook-Fanpage, die Buch-Facebook-Fanpage, die Autoren-Facebook-Fanpage, den YouTube-Channel usw."
Jana Lippmann vom Referat Marktforschung des Börsenvereins erläuterte den Verlegern Zielgruppenansätze im Marketing am Beispiel der Sinus-Milieus, die Barsortimente die Anforderungen an die Verlage beim Datenclearing, unterschiedlichste Themen kamen neben dem Schwerpunkt Marketing zur Sprache. Mindestens ebenso wichtig aber war der persönliche Austausch in den Pausen, der zu manch guter Idee führte nach dem Motto: Das könnte ich bei mir auch umsetzen.