Damit eine Sanierung der Verlagsgruppe gelingen könne, seien drei Eckpfeiler elementar:
- ein schlankerer wie effizienterer operativer Betrieb,
- eine klarere Marktpositionierung,
- eine neue finanzielle Basis.
Geiwitz: "Der Weg bis zum Gelingen einer gesamtheitlichen Sanierung der Verlagsgruppe ist noch hart und der Ausgang des Verfahrens noch nicht gewiss, ich bin jedoch vorsichtig optimistisch." Geiwitz machte unmissverständlich deutlich, dass es bei Weltbild mit rund 100 Millionen Euro Verlust im letzten Jahr nicht mit "ein wenig Kosmetik“ getan sei, sondern dass es ums Überleben gehe. Hier sei schnelles und vor allem zielgerichtetes Handeln nötig, da anderenfalls weiter hohe Verluste aufliefen, die in einer Insolvenz nicht entstehen dürften. Geiwitz betonte jedoch, dass ein reines Gesundsparen nicht auf Dauer die Profitabilität sichern könne. "Grundsätzlich muss für eine Sanierung zunächst ein gesunder Kern heraus gearbeitet werden, auf dem wir dann aufbauen können", erklärte Geiwitz. Dazu sieht der Restrukturierungsexperte folgende Eckpfeiler:
• Schlankerer wie effizienterer operativer Betrieb
Die jetzt abgeschlossene Analyse der Kosten- und Erlössituation des Unternehmens hat klar gezeigt, dass Verwaltung und Logistik der Verlagsgruppe strukturell neu aufgestellt und verkleinert werden müssen. Daher werden 656 Mitarbeiter aus diesen Bereichen ein Angebot für den Eintritt in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft erhalten. Bei Annahme müssten aktuell keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden.
In Vereinbarung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft ver.di wurde sichergestellt, dass die betroffenen Beschäftigten auf ihrem weiteren Weg möglichst viel Hilfe und Unterstützung erhalten. Die Mitarbeiter erhalten in der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft bis zu einem Jahr unter Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld eine Aufstockung auf 85 Prozent ihrer bisherigen Nettoeinkommen. Zusätzlich werden Weiterbildungs- und Vermittlungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Stimmen die betroffenen Mitarbeiter dem Wechsel zu, werden sie nicht arbeitslos und behalten somit sämtliche Sozialleistungsansprüche. Laufzeit und Entgeltzahlungen sind außergewöhnlich hoch. Ermöglicht wird dies durch das finanzielle Engagement der Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild, also der katholischen Kirche.
Um den Logistik-Bereich leistungsfähiger aufzustellen, ist allerdings die personelle Verkleinerung nur ein Schritt. Genauso wichtig sei es, für eine stärkere Auslastung durch Drittgeschäft zu sorgen. Klar sei außerdem, dass auch das Filialnetz verkleinert werden müsse. Die Sanierung dieses Vertriebsstrangs erfolgt jedoch innerhalb des eigenen Schutzschirmverfahrens, das im Zuge der Abspaltung von Hugendubel Ende Februar 2014 eingeleitet wurde. Mit Entscheidungen zu den Filial-Standorten wird frühestens Ende April 2014 gerechnet.
• Klarere strategische Marktpositionierung
Weltbild habe eine große, aktive sowie sehr treue Kundenbasis, so Geiwitz. Um das Potenzial der Kunden auszuschöpfen, sei es sinnvoll, den Vertrieb über verschiedene Kanäle weiterhin zu ermöglichen und zu professionalisieren. Aktuell seien die Aufwendungen im Marketingbereich noch deutlich zu hoch und diffus. Das Werbebudget ist durch gezieltere Steuerung und effizientere Maßnahmen zu senken. Geiwitz arbeitet gemeinsam mit Weltbild-Mitarbeitern und mehreren externen Beratern an einer deutlichen Positionierung von Weltbild, um den Kunden eine klare Orientierung zu bieten.
Dazu soll insgesamt das Angebot von Weltbild als Multichannel-Anbieter mit Online- und Filialgeschäft beibehalten werden. Zwar nehme der Onlinehandel tendenziell zu, in dem so genannten Multichannel-Ansatz spiele jedoch das Filialnetz weiterhin eine wichtige Rolle. "Die Nachfrage der Kunden muss das Angebot bestimmen, nicht umgekehrt", sagt Geiwitz. „Das neue Weltbild muss ebenso so schnell und flexibel wie auch weltoffen und wettbewerbsfähig sein." Der Ausbau der digitalen Angebote einschließlich des E-Book-Lesegeräts Tolino bleibt weiter zentral und ist ein wichtiger Teil des Zukunftspakets.
• Neue finanzielle Basis
Die beiden ersten Punkte habe er selbst in der Hand, sagte der Insolvenzverwalter. Mit deren Umsetzung sei ein Erhalt von Weltbild strategisch möglich. Wirtschaftlich möglich werde dies nur durch eine neue finanzielle Basis. Dazu sei der Einstieg eines Investors bei Weltbild unumgänglich. Mehrere unverbindliche Investoren-Angebote seien inzwischen eingegangen. Diese seien hinsichtlich Art und Umfang sehr unterschiedlich, sagte der Sanierungsexperte. Nun würden die eigentlichen Verhandlungen beginnen. "Ich bin nach der Sichtung der unverbindlichen Angebote zwar vorsichtig optimistisch, das Ergebnis eines Investorenprozesses ist bis zum endgültigen Abschluss aber immer völlig offen."
Verfahren soll zum April eröffnet werden
Der Insolvenzverwalter wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum April beim Amtsgericht Augsburg beantragen. Der Verkauf über Katalog, Internet und Filialen geht aktuell wie auch im eröffneten Verfahren weiter.