Geisteswissenschaften International

Deutsche Forschung worldwide

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Dass Englisch die Wissenschaftssprache Nummer eins ist, hat viele Vorteile, bedeutet für deutsche Forscher aber auch, dass ihre Bücher erst übersetzt werden müssen – bevor sie auf internationalem Parkett Anerkennung finden. Welche Hürden hier zu nehmen sind, diskutierten Verlage und Wissenschaftler vergangene Woche gemeinsam auf Einladung des Deutschen Historischen Instituts und Geisteswissenschaften International in London.   
Dem großen Themenkreis widmeten sich zwei Panels. Zunächst ging es um die Frage, wie akademische Titel ihren Weg ins Englische finden, im Anschluss debattierte die Gruppe dann darüber, ob und wie sich solche Übersetzungen dann erfolgreich vermarkten lassen. Von den rund 50 Zuhörern, die bei der Veranstaltung am 10. April im Deutschen Historischen Institut London dabei waren, kamen die meisten aus Verlagen, aus Großbritannien, Kanada, USA und Aserbaidschan.
        
"Ohne Subventionen geht es nicht": Positionen auf dem Podium

  • Marion Berghahn von Berghahn Books (New York) berichtete, dass auch sprachkompetente Geisteswissenschaftler in ihrer Muttersprache Bücher schreiben würden − und deshalb die Übersetzung immer noch ein Geschäftsmodell für Verlage sei.
  • Dass Übersetzungen akademischer Publikationen subventioniert werden, sei zwingend – auch für große Verlage, wie Inés ter Horst für Chicago University Press bestätigte. Die Auflagen seine zumeist so gering, dass eine Veröffentlichung ohne diese Hilfe nicht mehr kostendeckend wäre. Derzeit hält Chicago University Press etwa 100 Übersetzungen aus dem Deutschen lieferbar.
  • Christiane Eisenberg, Direktorin des Großbritannienzentrums der Humboldt-Universität Berlin, sprach aus der Perspektive der Wissenschaft. Übersetzungen ins Englische seien für Forscher in der Regel transparenter als Übersetzungen in vergleichsweise exotische Sprachen, beobachtet sie. Im ersten Fall habe ein deutscher Autor an der Übertragung einen großen Anteil und arbeite eng mit dem Übersetzer zusammen – während der Autor im zweiten Fall nur zuschauen könne (also vertrauen müsse).   

Über Geisteswissenschaften International: Der Börsenverein, die Fritz Thyssen Stiftung, die VG WORT und das Auswärtige Amt zeichnen im Rahmen des Programm "Geisteswissenschaften International" zweimal im Jahr hervorragende geistes- und sozialwissenschaftliche Werke aus und finanzieren deren Übersetzung ins Englische. Insgesamt stellen die Partner jährlich 600.000 Euro zur Verfügung.