Plagiatsvorwurf gegen C. H. Beck-Autoren

Sachbuchautoren drohen mit Klage wegen Rufschädigung

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Autoren von „Große Seeschlachten: Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak“ sollen Teile ihres Sachbuchs abgeschrieben und die Quellen nicht ausgewiesen haben. Öffentlich denunziert hatte sie ein Facebook-User. Die Autoren wehren sich, der C. H. Beck Verlag prüft die Vorwürfe.

„Spiegel online" machte den Vorwurf eines Facebook-Users publik. Der hatte vier Textstellen zitiert, in denen Passagen des Sachbuchs aus Wikipedia übernommen worden waren. Die Autoren, beide Historiker, werden im sozialen Netzwerk von demselben User als „Günstlinge" im Wissenschaftsbetrieb bezeichnet. „Dieses Buch ist vollständig aus Wikipedia-Einträgen zusammenkopiert", wirft der Facebook-Nutzer den Autoren vor. „Karstens und Raders Buch ist nicht zu retten. Ich finde auf *jeder* Seite wörtliche, nicht gekennzeichnete Übernahmen aus Wikipedia, die sich in den Fußnoten als Quellenstudium ausgeben - und ich kann das belegen."

Auf Facebook wird der Plagiatsvorwurf mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „[Ich finde] die Art und Weise, wie Sie hier einen Pranger errichten und weitere, unbeweisbare Anschuldigungen einfließen lassen, hoch problematisch und fast schon niederträchtig", kommentiert ein weiterer Nutzer. [Update: Bei diesem soll es sich um einen Fake-Account handeln. Es hat sich eine rege Diskussion mit bislang rund 150 Kommentaren um die Güte wissenschaftlichen Arbeitens, der Rolle Wikipedias als Quelle und der Arbeitsweise der Sachbuchautoren entsponnen, in der auch der Frage nachgegangen wird, ob die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Recherchen zum Buch gefördert haben könnte.] Sogar von „Veruntreuungsvorwürfen" war auf Facebook zu lesen. Auch Mitarbeiter von C. H. Beck diskutieren im Netzwerk mit. Laut Medienberichten prüft die DFG den Vorfall. Die Autoren verteidigen sich indes auf „Spiegel online": Die DFG habe keine der Reisen finanziert, sagte Rader, „das ist von vorne bis hinten gelogen". Rader und Karsten prüfen, ob sie wegen Verleumdung Anzeige erstatten.

Olaf B. Rader, der an Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und als Professor in Berlin tätig ist, räumte im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung" ein, es könne in einzelnen Fällen zu Fehlern gekommen sein. In technischen Fragen habe er Datenlisten angelegt, auch mithilfe von Wikipedia-Einträgen, und die Fundstellen nicht festgehalten.

Sowohl Rader als auch Karsten haben mehrfach bei C. H. Beck veröffentlicht. Der Verlag prüft nach eigenen Angaben den Sachverhalt und hat mit den Autoren des 2013 erschienenen Buchs „Kontakt aufgenommen". An einer ausführlichen Stellungnahme werde gearbeitet.