Ausgezeichnete Idee des BW Verlags

Vorzeigeprojekt: Die "Azubi-Botschafter"

15. Juli 2014
Christina Busse
Im Nürnberger Fachverlag BW Bildung und Wissen werden die Azubis selbst zu Ausbildern: Sie machen Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen in Mitmach-Workshops fit für den Übergang ins Berufsleben. Vergangene Woche ist das Projekt der "Azubi-Botschafter" prämiert worden, als herausragende "Idee für die Bildungsrepublik".

Der Wettbewerb "Ideen für die Bildungsrepublik" wird bundesweit ausgelobt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Er würdigt Projekte und Initiativen, die für mehr Bildungsgerechtigkeit unter Kindern und Jugendlichen sorgen.

Genau das leisten die "Azubi-Botschafter": Zur Zielgruppe gehören vorrangig Jugendliche ab Klasse 7 mit schwierigen Startbedingungen – etwa mit Migrationshintergrund, mit einer Lernschwäche oder einer körperlichen Einschränkung. In den eigenverantwortlich durchgeführten Gruppenworkshops zeigen die Azubis des BW-Verlags den Schülern, welche Berufe zu ihren Stärken passen und wie sie zum perfekten Bewerber für einen Arbeitgeber werden. Unterstützt von ihrer Ausbildungsleiterin proben die Azubis auch Vorstellungsgespräche mit den Schülern. Dazu hat der Verlag sogar die angemessene (Leih-)Kleidung im Haus. So wissen die Jugendlichen ganz genau, was sie erwartet und wie sie sich von ihrer besten Seite präsentieren können.

„Unsere Azubi-Botschafter haben gegenüber regulären Ausbildern einen Vorteil: Vor nicht allzu langer Zeit haben sie selbst die gleichen Fragen und Ängste gehabt wie die jungen Bewerber, die sie nun beraten“, so Ausbildungsleiterin Rita Rymdjonok: „Dadurch können sie sich umso einfühlsamer mit der Situation der Schüler befassen“. Und die BW-Azubis machen den Jugendlichen Mut: Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig diese Phase sein kann.

Der BW Verlag selbst kann mit einer Ausbildungsquote von 15 Prozent aufwarten (derzeit 15 Azubis, fünf Volontäre, drei dual Studierende) - und hat die "Azubi-Botschafter" bereits vor neun Jahren an den Start geschoben. „Wir haben damals überlegt, wie wir unsere Azubis ganzheitlich fördern können – ihre Persönlichkeit ebenso wie ihre Fachkompetenz“, erläutert BW-Geschäftsführerin Ulrike Sippel. Das soziale Lernen in der Gruppe sollte dabei einen Schwerpunkt setzen.

Gemeinsam Ideen entwickeln, als Projektleiter Verantwortung übernehmen, Teamfähigkeit und Kostenbewusstsein lernen, Termine einhalten, Ergebnisse präsentieren: All das sollte den Azubis vermittelt werden, um die persönlichen Kompetenzen zu fördern. Darüber hinaus sind an dem Projekt junge Leute aus allen Ausbildungsjahrgängen beteiligt. Sie planen und erarbeiten die Workshops komplett eigenverantwortlich und führen sie anschließend im Verlag, in Jugendeinrichtungen und Schulen durch. Authentisch vermitteln sie den Schülern, wie sie mit den Herausforderungen der Ausbildungssuche umgehen können.

Seit 2005 überträgt eine Azubi-Generation bei BW das notwendige Know-how fürs Training auf die nächste, dabei entwickeln die Azubis das Konzept ständig weiter. Auch Eltern gehören zur Zielgruppe der Azubi-Botschafter: Erstmals führen die Azubi-Botschafter beispielsweise in diesem Monat einen Workshop für Eltern im Rahmen der "Langen Nacht der Berufe" an einer Nürnberger Mittelschule durch: Sie beraten Mütter und Väter, wie sie ihre Kinder bei Berufswahl und Bewerbung unterstützen können.

Neben den Schulen hat der BW Verlag noch weitere Kooperationspartner – darunter kirchliche Einrichtungen, das städtische Bildungszentrum Südpunkt, das Internationale Jugendzentrum der Stadt Nürnberg und die Agentur für Arbeit in Nürnberg.