Richard Charkin kennt die Zugangscodes zu vielen Märkten. Er ist bei Bloomsbury für das Geschäft mit Erwachsenenliteratur in Großbritannien, den USA, Australien und Indien zuständig – und gab beim Rights Directors Meeting in Frankfurt seinen Kollegen heute einen Eindruck davon, wie unkonventionell er nach wie vor denkt. Und denken muss.
„The english market is grossly over-published“
Seinen Vortrag, mit dem großen Thema „The Future of Rights“, begann er mit einer Aufzählung von Trends, die den englischsprachigen Markt aus seiner Sicht derzeit von allen Seiten unter Druck bringen. „The english market is grossly over-published“, lautet sein Befund – die Anzahl der verfügbaren Titel steige und steige (u.a. durch den Selfpublishing-Boom und die Reaktivierung vergriffener Titel).
Problematisch sei zudem, dass die Preise eher sinken als steigen würden, es immer weniger Buchläden gebe und dass die, die stationär weitermachten, ihr Angebot reduzierten. Beim Blick auf die Kehrseite der Medaille legt sich Charkins Stirn ebenfalls in Falten: Er sieht überall offene Flanken. Weder Internethändler, noch Regierungen oder Neugründer wie Kirtsaeng aus Thailand – Charkin zufolge re-importiert das Unternehmen Bücher zum Tiefstpreis in die USA - respektierten die Wünsche und Regeln der Verlage.
Erfolg im Do-it-Yourself-Modus
Die Folgen für das Rechtegeschäft seien klar, meint Charkin. Es werde sukzessive schwieriger, Rechte überhaupt in englischsprachige Märkte zu verkaufen. Sein Tipp für Verlage, die in anderen Sprachräumen aktiv sind: Sie sollten die Ländergrenzen hinter sich lassen - selbst die Rechte für eine englischsprachige Ausgabe erwerben, eine Übersetzung beauftragen und das Buch dann im Alleingang in englischsprachigen Märkten zu platzieren. „Auch wenn sich damit im Moment noch nicht viel Geld verdienen lässt“, so Charkin, sei das langfristig der beste Weg.
Sein Publikum reagierte zunächst skeptisch, später nachdenklich, so als hätte sie Charkin dann doch auf eine Idee gebracht. Nur bei einer Rückfrage blieb er ratlos – als eine Kollegin von ihm wissen wollte, wie sie den Vertrieb im Ausland organisieren könne. Zum Abschied grüßte er mit „happy hunting“, eine gute Jagd.