Independent-Verlag McSweeney’s wird Non-Profit-Projekt

Abschied von der Markt-Mühle

24. Oktober 2014
Redaktion Börsenblatt
Eine mögliche Zukunft unabhängigen Verlegens? Das von Dave Eggers mitbegründete US-Indie-Flaggschiff McSweeney’s will als gemeinnütziges Projekt weitermachen. 

Es ist ein nicht unriskanter Schritt, doch für ein Unternehmen, das den sozialen Wandel gleichsam in seiner DNA hat, könnte es ein Selbstläufer werden: McSweeney's, einer der bekanntesten Independent-Verlage der USA, der 1998 unter anderem von Bestseller-Autor Dave Eggers mitbegründet wurde, wird künftig als Non-Profit-Projekt weitergeführt. "Wir glauben, dass wir die Zukunft des Verlags mit Hilfe eines erweiterten Kreises von Sponsoren, Autoren und Lesern auf viele Jahre sichern können", heißt es in einer Ankündigung des neuen Kurses  auf der McSweeney's-Website. Eine nicht gewinnorientierte Struktur schaffe die Grundlage, riskante Projekte jenseits des Mainstreams umzusetzen, die der Verlag bislang nicht stemmen konnte.

"Wir haben immer von der Hand in den Mund gelebt − und es ist von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, sich als Indie-Verlag zu behaupten", sagte Eggers in einem Interview  mit John McMurtrie, Literatur-Redakteur des "San Francisco Cronicle": "Ein Titel, von dem wir vor zehn Jahren noch 10.000 Exemplare verkaufen konnten, bringt es heute vielleicht noch auf 6.000." Seit mindestens fünf Jahren, so Eggers, habe man in der Firma erwogen, den Hebel umzustellen; den letzten Anstoß zur Entscheidung gab ein Gespräch mit Malcolm Margolin, dem Verleger von Heyday Books (Berkeley), der den Schritt zum Non-Profit-Projekt vor zehn Jahren vollzogen hatte.

Ab sofort operiert McSweeney's unter dem Dach des gemeinnützigen Projekts SOMArts (San Francisco), was die Einwerbung steuerlich absetzbarer Spenden ermöglicht. Ab 2015, so der Plan, soll McSweeney's dann selbst den Status einer gemeinnützigen Organisation haben. Die Zahl der Mitarbeiter, derzeit acht Festangestellte und vier Teilzeitkräfte, bleibt von den Veränderungen unberührt.  

Bis heute sind bei McSweeney’s rund 200 Bücher erschienen − unter anderem von Erfolgsautoren wie Michael Chabon, Nick Hornby oder David Foster Wallace. Daneben gibt der Verlag unter anderem das Monatsmagazin "The Believer" und eine vierteljährlich erscheinende Literaturzeitschrift heraus. Eine Verlags-App bietet, regelmäßig aktualisiert, Multimedia-Inhalte – von Filmen über Lesungen und Interviews bis zu Prosa und Graphic Novels. 2009 sorgte McSweeney's mit einem Projekt für Aufmerksamkeit, das angesichts aktuell kriselnder Zeitungsmärkte wie ein Weckruf anmutet: "The San Francisco Panorama", eine (nur als Nullnummer erschienene) kiloschwere Tageszeitung mit Beiträgen von mehr als 150 Autoren, Künstlern und Fotografen demonstrierte die Möglichkeiten und die Unverzichtbarkeit des Mediums auf packende Weise.