Am Eingang zur traditionsreichen Kölner Flora, in deren Festsaal vor geschätzt 700 Gästen die Gedenkfeier stattfand, parkte wie ein Willkommensgruß der rote Jaguar E-Type aus der Jerry-Cotton-Neuverfilmung von 2010. Stefan Lübbe, ein Liebhaber und Sammler stilvoller Oldtimer, hatte das Fahrzeug nach Ende der Dreharbeiten gekauft. Rot lackiert wie das Fahrzeug auch der Sarg, in dem Lübbe schließlich zu den Klängen des Nat King Cole-Songs "Unforgettable" aus dem Saal getragen werden sollte. Diese Art des Abschiednehmens hätte ihm gefallen.
Die Worte, die über ihn gesagt wurden, auch: Thomas Schierack, der Vorsitzende der Bastei Lübbe AG, rief den Sohn des Verlagsgründers Gustav Lübbe als einen Menschen in Erinnerung, dem das persönliche Verhältnis zu seinen Autoren und seinen Mitarbeitern das Wichtigste gewesen sei. "Er war Verleger, nicht Manager", sagte Schierack, den mit Stefan Lübbe ein besonderes, auch ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis verband. "Bastei Lübbe war und bleibt, trotz Börsengangs, ein familiengeführtes Unternehmen", versicherte er.
Stefan Lübbe sei ein kreativer, immer neugieriger Mensch gewesen, dem Veränderung und Innovation nie schnell genug habe gehen können. Davon habe das Unternehmen gerade in den Kölner Jahren enorm profitiert. Und, so ergänzte Schierack, Lübbe sei auch "ein Spielkind gewesen. Unsere IT-Abteilung kann davon ein Lied singen." Wann immer es auf dem Markt der smarten Kommunikationsmittel etwas Neues gegeben hätte - Lübbe wäre am liebsten stets der erste Nutzer gewesen.
Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters würdigte den Unternehmer und Bürger Stefan Lübbe. Dieser sei "ein Wirtschaftsbotschafter unserer Stadt" gewesen. Die Standortentscheidung des Verlegers für die Schanzenstraße und das Carlswerk, der Umzug von Bergisch Gladbach nach Köln-Mülheim habe dort überhaupt erst jene kreative Spannung entstehen lassen, die den Ort heute so attraktiv mache. Lübbe sei "Pionier einer aufregenden Stadtentwicklung im rechtsrheinischen Köln" gewesen.
Der Freund und Weggefährte seit Kindertagen, Wolfgang Bosbach, hatte noch Stefan Lübbes Elternhaus kennengelernt. Der Bundestagsabgeordnete berichtete von der "orientalischen Gastfreundschaft im Hause von Ursula und Gustav Lübbe". Und er berichtete von einem Freund, der zumal in unsicheren Situationen immer zu ihm gestanden habe. "Und wenn Stefan Lübbe dich fragte, wie geht es dir, dann wollte der das wirklich gerne wissen."
Das von Schierack gegebene Stichwort von der "Lübbe-Familie" griff das wohl berühmteste Autoren-"Kind" dieser Familie als letzter Redner auf. Sichtlich bewegt vom Tod seines deutschen Verlegers bekannte Ken Follett, was viele seiner Autorenkollegen mit unterschreiben würden: "Wenn Sie Autor bei Lübbe sind, werden Sie sowohl von einem Unternehmen als auch von einer Familie verlegt. Stefan hat uns Autoren geschätzt, und wir haben ihn geschätzt." Mit einem Hamlet-Zitat schloss der Brite: "Er war ein Mann, nehmt alles nur in allem, ich werde nimmer seinesgleichen sehn!"