Spaniens Kulturminister José Ignacio Wert gab den Preisträger gestern in Madrid bekannt. Der Cervantes-Preis wird abwechselnd an spanische und lateinamerikanische Autoren vergeben. Die Jury hob insbesondere Goytisolos andauerndes Engagement für den interkulturellen Dialog hervor.
Juan Goytisolo wurde 1931 in Barcelona geboren, ein Jurastudium brach er ab. Während des Franco-Regimes hielt er sich größtenteils im französischen Exil auf: 1957 zog er nach Paris und arbeitete als Lektor bei Gallimard. Er setzte sich insbesondere für die Verbreitung spanischer Literatur in Frankreich ein. In den 1950er Jahren erschienen seine ersten Romane. In Spanien waren seine Bücher von 1963 bis zum Tod Francos verboten. Seit 1964 widmete er sich ganz dem Schreiben. Zwischen 1969 und 1975 wirkte er als Gastprofessor an mehreren US-Universitäten. Mit Essays und Reportagen hat er sich zudem zu politischen Themen geäußert und sich insbesondere mit dem Islam beschäftigt. In den 90er Jahren etwa entstand nach Reisen in das nordafrikanische Land "Ein algerischen Tagebuch". Der Autor lebt abwechselnd in Marrakesch sowie in Frankreich und Spanien.
Goytisolo gilt als ein kritischer Intellektueller und Mittler zwischen der westlichen und der arabischen Welt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Trauer im Paradies" sowie die Trilogie "Identitätszeichen" (1966), "Rückforderung des Grafen Don Julian" (1970) und "Juan ohne Land" (1975), die die rückständigen Traditionen der Gesellschaft unter der Franco-Diktatur zwischen 1939 und 1975 thematisiert. Auf Deutsch liegen seine Werke bei Suhrkamp vor, zuletzt erschien "Reise zum Vogel Simurgh" (2012).
Der Journalist und Schriftsteller wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, so erhielt er z.B. 1993 den Nelly-Sachs-Preis und 2002 den mexikanischen Octavio-Paz-Preis. Für sein Gesamtwerk wurde er 1985 mit dem Prix Europalia der Europäischen Gemeinschaft geehrt. 2004 wurde er mit dem Juan-Rulfo-Preis für lateinamerikanische und karibische Literatur ausgezeichnet, 2008 mit dem Premio Nacional de las Letras Españolas.
