Verkauf des Schott-Archivs

"Europäische Musikgeschichte in jeder Facette"

3. Dezember 2014
Redaktion Börsenblatt
Seit November ist bekannt, dass das Schott-Archiv von den Staatsbibliotheken in Berlin und München gekauft wurde sowie sechs weiteren Forschungseinrichtungen gekauft. Jetzt wurden weitere Details bekannt gegeben.

In der Presseinformation wird das historische Archiv des Schott-Verlags als "ein einmaliges nationales Kulturgut" gewürdigt. In ähnlicher Größe und Geschlossenheit sei kein anderes deutsches Musikverlagsarchiv bekannt. Es umfasst

die Geschäftsakten von 1787 bis 1945sowie das gesamte historische Herstellungs-, Musikhandschriften- und Erstausgabenarchiv seit 1810 bis etwa 1950.

Das Konvolut umfasst laut Strecker-Stiftung, der das Archiv bislang gehörte, rund 85.000 Archivalien − darunter allein 40.000 Stücke im Briefarchiv. Bisher wurde das Archiv im Verlagsstammhaus in Mainz verwahrt. Seit 2004 steht es im Verzeichnis national wertvoller Archive. Der 1770 gegründete Musikverlag Schott ist einer der ältesten heute noch bestehenden Musikverlage der Welt. Der Erlös aus dem Verkauf werde die Strecker-Stiftung in die Unterstützung von Projekten einbringen, die den Stellenwert der Musik in der Gesellschaft fördern, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Peter Hanser-Strecker.

"Es ist ein nicht hoch genug einzuschätzender Glücksfall, dass das Archiv nach einem mehrjährigen Verhandlungsmarathon nun für die Wissenschaft gesichert und zugänglich gemacht werden kann", erklärt Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek. Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, ergänzt: "Im Schott-Archiv spiegelt sich europäische Musikgeschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert in jeder Facette wider." Solche Archive weltweit sichtbar und für die Forschung zugänglich zu machen, sei das zentrale Ziel von Bibliotheken. 

Aufteilung auf acht Institutionen

Die Archivalien werden der Mitteilung zufolge auf die beiden Staatsbibliotheken in Berlin und München sowie sechs einschlägige Forschungseinrichtungen aufgeteilt − damit sei die "bestmögliche Nutzbarkeit" im jeweiligen Sammlungskontext gewährleistet.

Eine Digitalisierung des gesamten Archivmaterials ist geplant. Das Archiv soll kooperativ erschlossen werden.

Das Verlagsarchiv wird zukünftig in folgenden Institutionen bewahrt und erschlossen:

  • Bayerische Staatsbibliothek
  • Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  • Beethoven-Haus (Konvolut Ludwig van Beethoven)
  • Carl-Orff-Stiftung (Konvolut Carl Orff)
  • Fondation Hindemith (Konvolut Paul Hindemith)
  • Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung (Konvolut Max Reger)
  • Akademie der Künste Berlin (Konvolut Bernd Alois Zimmermann)
  • Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (Engelbert Humperdinck).

Der Ankauf erfolgte durch ein Käuferkonsortium unter Federführung der Bayerischen Staatsbibliothek und der Kulturstiftung der Länder − unterstützt durch zahlreiche Förderer und die einschlägigen Forschungseinrichtungen.

Lesen Sie dazu auf boersenblatt.net auch den Meinungsbeitrag der Archivarin Thekla Kluttig, die in der Aufteilung des Schott-Archivs auch kritische Aspekte sieht.