Kartellbeschwerde in den USA

Konzertierte Aktion gegen Amazon

14. Juli 2015
von Börsenblatt
Der US-Buchhändlerverband, mehrere Autorenbünde sowie die Vereinigung von Literaturagenten (Association of Authors' Representatives) haben gemeinsam das US-Justizministerium angerufen, damit dieses die Geschäftspraktiken von Amazon.com im Buchhandel untersucht.

Oren Teicher, Präsident der US-Buchhändlervereinigung ABA, sieht diesen Schritt im Zusammenhang mit den Kartelluntersuchungen der EU-Kommission, die derzeit in Europa gegen Amazon laufen, und die unter anderem durch eine Kartellbeschwerde des Börsenvereins ausgelöst wurden.

Die Autorengruppe Authors United wirft Amazon in einem Schreiben vom 13. Juli an das Justizministerium, das die Kartellaufsicht ausübt, vor, seine Marktmacht in der Welt der Bücher zu missbrauchen. Amazons Monopolisierung der Buchindustrie habe negative Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit und Gesundheit der amerikanischen Buchindustrie.

Am selben Tag schrieb auch der Buchhändlerverband ABA an das Justizministerium – zugleich mit der Bitte, die Argumente von Authors United sorgfältig zu prüfen.

Die Authors Guild und die Literaturagenten-Vertretung schlossen sich diesen Briefen mit eigenen Stellungnahmen an, die ebenfalls an das Department of Justice (DoJ) übersandt wurden.

Teicher erklärt, Amazons Geschäftstaktik im vergangenen Jahr habe die Macht, die der Online-Händler auf den Buchmarkt ausübt, in Zweifel gezogen, und zugleich die Frage aufgeworfen, ob das Unternehmen eine Monopolstellung einnehme, die Regierungshandeln erforderlich mache.

Der Buchhändler-Präsident führt als Beispiel die erpresserischen Verhandlungen Amazons mit der Hachette Book Group an, die dazu gezwungen werden sollte, Amazons Konditionen zu akzeptieren. Amazon hatte Vorbestell-Buttons für Hachette-Titel auf seiner Website entfernt und Print-Titel verzögert ausgeliefert.

Amazon wird auch dafür gerügt, Bücher weit unter Preis anzubieten, um mehr höherpreisige Artikel zu vekaufen und seinen Marktanteil im Buchmarkt zu vergrößern.

In dem Schreiben von Authors United heißt es unter anderem, dass Amazon in den USA inzwischen mehr als 75 Prozent aller Online-Verkäufe von physischen Büchern kontrolliert; mehr als 40 Prozent des Verkaufs neuer Bücher – und mehr als 85 Prozent aller selbstverlegten E-Book-Titel.

Im ABA-Brief wird Amazon zudem vorgeworfen, durch seine Geschäftstaktik die Fähigkeit von Verlagen, neue und weniger bekannte Autoren und Bücher zu fördern, bedrohen und damit zugleich die Vielfalt der Meinungsäußerungen zu behindern.