Deutscher Buchhandlungspreis: Mobiler Buchsalon, Bergisch Gladbach

"Ich kann es immer noch nicht glauben"

18. September 2015
von Börsenblatt
108 Buchhandlungen wurden am Donnerstag mit dem ersten Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Darunter Wiebke von Moock (50), die seit fünf Jahren mit ihrem Mobilen Buchsalon rund um Bergisch Gladbach unterwegs ist. 

Was an Ihrem Geschäftsmodell ist unique, was können nur Sie? Meine Mobilität und Zugewandtheit. Ich komme zu meinen Kunden und kümmere mich sehr genau um sie. Wer Bücher bestellt, bekommt sie von mir geliefert und jeder Büchertisch wird von mir persönlich betreut, das ist oberste Prämisse. Ich lege nicht einfach nur Bücher hin, die nicht reden können – ich bin ihre Stimme. Meine Kunden schätzen das sehr.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld? Nein. Ich kann ja noch gar nicht glauben, dass ich gewonnen habe. Mein Buchsalon ist so winzig klein, dass ich nicht gedacht habe, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.

Aber Sie haben sich mit Ihrem Mobilen Buchsalon für die Auszeichnung beworben. Ja, den Mut hatte ich.

Sie veranstalten Lesungen in Galerien und bei Betriebsfesten, leiten Literaturkreise, präsentieren in Kindergärten und kommen zu Bücherpartys, bei denen Sie Romane vorstellen und verkaufen. Wie ist das Verhältnis zwischen Honorar und Umsatz?
Eins zu zwei.

Ein Tag im Leben von Wiebke von Moock – wie sieht der aus? Als erstes werden Mails / Bestellungen abgearbeitet und Bücher ausgefahren. Dann lese ich in der Regel – immer mit Stift und Collegeblock, um meine Eindrücke für Buchvorstellungen gleich festzuhalten. Und etwa zweimal in der Woche bin ich für Veranstaltungen und Büchertische unterwegs.

Verkaufen Sie auch E-Books?
Ja. Eine Handvoll meiner Kunden bestellt regelmäßig E-Books bei mir. Das geht mit dem Barsortiment Libri sehr komfortabel.
Ihr Partner ist Libri. Wäre das Geschäft mit den Verlagen direkt nicht lohnender? In Ausnahmefällen. Diogenes, Kunstmann, Mare, Kein und Aber - manche Verlage unterstützten mich wirklich ganz toll.

Welche Rolle spielt die Website in Ihrem Konzept? Zurzeit eine Nebenrolle. Das Interessanteste dort dürften derzeit die Veranstaltungshinweise sein. Aber das soll sich ändern. In Zukunft sollen zum Beispiel auch Rezensionen darauf Platz haben.

Sie haben vor mehr als 30 Jahren in der Buchhandlung Plaeschke in Krefeld gelernt, haben bei Gonski in Köln gearbeitet, zuletzt bei Thalia in Bergisch Gladbach. Würden Sie auch heute noch eine Ausbildung zur Buchhändlerin machen? Ich liebe meinen Beruf, auch nach 30 Jahren noch. Aber nein, eine Ausbildung würde ich heute nicht mehr machen. Die Voraussetzungen haben sich zu stark geändert, zum Beispiel die Ladenöffnungszeiten. Mir würde es auf Dauer wohl auch nicht gefallen, bei einem Filialisten angestellt zu sein. Klar, es gibt auch viele tolle kleine Läden, die sich in der Nische behaupten. Das zeigt ja nicht zuletzt diese Auszeichnung.

Träumen Sie manchmal von einem eigenen stationären Laden?
Nein, nicht mehr. Wenn ich einen stationären Laden hätte, würden meine Ehe und meine Familie wohl auf der Strecke bleiben. Außerdem möchte ich nicht aufgeben, was ich mir aufgebaut habe. Obwohl ich den Mobilen Buchsalon schon eine Weile betreibe, fahre ich immer noch mit angezogener Handbremse. Erst jetzt kann ich so richtig loslegen. Erstes Ziel: den Umsatz verdoppeln.

Ihr Buchtipp für diesen Herbst? „Löwen wecken" von Aylet Gundar-Goshen, erschienen bei Kein & Aber.

 

 

Mobiler Buchsalon

Gegründet: August 2010

Inhaberin: Wiebke von Moock

Kunden: ca. 750

Umsatz: 30.000 Euro pro Jahr

Liefergebiet: 25 km rund um Bergisch Gladbach, ansonsten Postversand

www.mobiler-buchsalon.de

Hier geht es zum Bericht über die Preisverleihung!