Hanser kürzt Fachzeitschriften-Rabatte

Offener Brief von VUB: "Was sollen wir davon halten?"

21. November 2016
von Börsenblatt
Hanser dreht nach 2015 erneut an der Konditionenschraube - und kürzt die Rabattsätze für Fachzeitschriften ab Januar 2017 von 10 auf 5 Prozent. Der Verlag verhalte sich damit "grob unpartnerschaftlich" gegenüber dem Handel, kritisiert Christian Preuss-Neudorf, Geschäftsführer der Kölner Fachbuchhandlung VUB, das neue Modell jetzt in einem Offenen Brief.

Der Hanser Verlag hatte den Buchhandel am 9. November über die neuen Rabattsätze informiert. Fachzeitschriftenverlage würden seit Jahren vor erheblichen Herausforderungen stehen, heißt es in dem entsprechenden Schreiben, die klassischen Erlösquellen aus Werbung und Abonnement seien weiterhin rückläufig, "und die digitale Disruption erfordert hohe Investitionsvolumina in neue Produkte und Systeme." Zusätzlich werde der Verlag durch fehlende Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften unter Druck gesetzt, "die bisher essenzieller Bestandteil der Gesamtkalkulation unserer Produkte waren," schreibt Hanser-Geschäftsführer Wolfgang Beisler weiter.

Im laufenden Geschäftsjahr sei der Verlag zudem mit Rückforderungen in beträchtlicher Höhe konfrontiert. All dies zwinge den Verlag dazu, die Geschäftsmodelle neu auszurichten sowie "Beziehungen zu Lieferanten und Händlern neu zu definieren". Ab dem 1. Januar soll bei Fachzeitschriften ein genereller Rabattsatz von 5 Prozent greifen. Ausnahmen: Online-Only-Angebote und Lieferungen nach Übersee, die mit 3 Prozent rabattiert werden.

"Sollen wir unseren Kollegen kündigen, während Sie Ihre bei Hanser schonen?"

Christian Preuss-Neudorf macht in seinem Offenen Brief nun deutlich, dass der Handel nicht in der Lage sei, solche Rabattkürzungen zu kompensieren, zumal ihm eine Preiserhöhung durch die Preisbindung verboten sei. "Was sollen wir davon halten, wenn Sie uns dieses neue Modell mit einem Vorlauf von 6 Wochen zumuten? Wie soll Ihr Partner, der Handel, darauf angemessen reagieren? Sollen wir unseren Kollegen kündigen, während Sie Ihre bei Hanser schonen?"

In dem Offenen Brief heißt es weiter:

„Im Ergebnis nutzen Sie die Ihnen aufgrund der Gesetzeslage eingeräumte Machtposition ohne Zögern aus, um den Handel als weniger komfortabel ausgestatteten Partner zur Verbesserung Ihrer Verlagsmarge heranzuziehen. Kein Papierlieferant lässt sich von Hanser 6 Wochen vor Jahresbeginn die Hälfte seines Rohertrags für 2017 wegnehmen, kein Mitarbeiter akzeptiert in dieser Zeit eine 50%ige Gehaltskürzung und auch nicht die Werkstatt für Ihren Firmenwagen. Die werden am Verstand des Partners zweifeln!

Die vom Buchpreisbindungsgesetz angepeilten Ziele werden durch Ihr Verhalten bei Hanser diskreditiert. Sie tragen dazu bei, dass dem Handel die Basis seiner Existenz entzogen wird. Sie vermeiden Preiserhöhungen bei Abonnenten, die eine logische Folgerung jedes Kaufmanns wären, und verhalten sich grob unpartnerschaftlich gegenüber dem Handel und den anständig rabattierenden und kollegialen Verlagen.

Ihre digitalen Hanser-Produkte (Rabatt 3%) sollen aber trotzdem und vor allem verstärkt bei den B2B-Kunden von vub | Wissen mit System einen Platz finden. Damit kommen Sie im Direktgeschäft nicht weiter, denn es gibt zu dieser anspruchsvollen Zielgruppe weder an unserem Katalog, noch an den Leistungen von vub einen Weg vorbei. Warum aber sollten wir für 3 % Rabatt einen Finger für dieses Geschäft mit Hanser rühren? Haben Sie dem fleißigen Vertrieb von Hanser hier vielleicht ein Eigentor geschossen?

Vom Hanser Verlag war heute keine Stellungnahme zum Offenen Brief von VUB zu erhalten, das Unternehmen will sich aber voraussichtlich Mitte der Woche dazu äußern. Diskutiert wird das Thema auch in der Facebook-Gruppe Buchhandelstreff.