Leipziger Buchmesse

Leipzigs Messebuchhandlung regelt Buchverkauf neu

28. September 2011
von Börsenblatt
Bewegung bei der Messebuchhandlung: In einem Schreiben an die Aussteller der Leipziger Buchmesse wird ein neues Konditionenmodell vorgestellt, das mehr Transparenz verspricht – und leichte Zugeständnisse beim Rabatt macht. Für kleinere Verlage, die ausschließlich über die Messebuchhandlung verkaufen, entfällt die umstrittene Servicegebühr.
Nachdem die Einführung einer Servicegebühr durch die Leipziger Messebuchhandlung für Unmut bei kleineren Verlagen sorgte, die Premiere der neu eingeführten fliegenden Servicekassen im Frühjahr jedoch weitgehend reibungslos funktionierte, haben die Leipziger ihr Tarifmodell für 2012 überarbeitet. Das dreistufige Modell ermöglicht den an der Messebuchhandlung beteiligten Ausstellern nun, nur die tatsächlich in Anspruch genommenen Dienstleistungen zu bezahlen:

Tarif 1: Die Servicegebühr entfällt; Lieferung der Ware ausschließlich zum Verkauf in den Filialen der Messebuchhandlung (Rabatt für Publikumsverlage 45 Prozent, für Wissenschaftsverlage 35 Prozent)

Tarif 2: Servicegebühr wird erhoben; Belieferung der Messebuchhandlung (Tarif 1); Ausstattung von Büchertischen und Signierstunden in den Foren (Tarif 1); Bereitstellung einer (exklusiven) Servicekasse sowie Betreuung von Signierstunden und Veranstaltungen am Stand (Rabatt für Publikumsverlage 40 Prozent, für Wissenschaftsverlage 30 Prozent). Dieser Service ist erst ab einem Brutto-Mindestumsatz von 2000 Euro, bemessen am Vorjahr, möglich.

Tarif 3: Servicegebühr wird erhoben; Belieferung der Messebuchhandlung (Tarif 1); Ausstattung von Büchertischen und Signierstunden in den Foren (Tarif 1); Bereitstellung einer mobilen Servicekasse, in der Regel für vier gegenüber liegende Verlagsstände (Rabatt für Publikumsverlage 35 Prozent, für Wissenschaftsverlage 30 Prozent.   

Wird eine Servicegebühr erhoben, soll diese, wie 2011, nach Standgröße gestaffelt sein: Kleinststände bis fünf Quadratmeter zahlen einheitlich 15 Euro, für Verlage mit größeren Flächen sind fünf Euro pro Quadratmeter zu entrichten.

Stimmungskiller Direktverkauf

Sowohl Messeleitung als auch Messebuchhändler sehen in dem nun vorgestellten Modell eine tragfähige Kompromisslösung, die den Interessen-Ausgleich zwischen Großen und Kleineren anstrebt – bei klarer Absage an den Direktverkauf.

Besuche auf anderen Buchmessen, zuletzt in Turin und Göteborg, bekräftigen Oliver Zille in dieser Haltung: „Der direkte Buchverkauf dominiert alles, daran können wir kein Interesse haben, wenn wir uns weiterhin auf die Begegnung zwischen Autoren und Publikum, auf intensive Fachgespräche konzentrieren wollen.“

Dazu passend hat die Messe nun auch ihre Verkaufs-Regularien klarer gefasst: Im Comic-Segment ist der Verkauf künftig nur noch im so genannten Händler-Bereich gestattet, der 2011 eingeführt wurde.

„Ich denke, für 2012 ist eine Regelung gefunden worden, mit der eigentlich alle leben können“, meint Helmut Stadeler (Verlag Dr. Bussert & Stadeler), Vorsitzender des LV Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Natürlich ist das eine Momentaufnahme. Man wird die Angebote auch künftig auf den Prüfstand stellen müssen: Wie teuer, wie gewinnbringend sind die Leistungen für den einzelnen Aussteller tatsächlich?“

Konditionen-Tango geht weiter 

Unter den in der Kurt-Wolff-Stiftung assoziierten Verlagen ist das Meinungsbild geteilt: Während etwa Christoph Links, der mit weiteren Kollegen einen „Streckengeschäfts-Rabatt“ ins Gespräch gebracht hatte, mangels Alternative eher zähneknirschend akzeptiert („Wenn der Veranstalter solche Monopolbedingungen schafft, heißt die Ansage: friss oder stirb!“), freut sich Dietrich zu Klampen über eine Lösung, die den Buchhandel nicht ausschließt – auch wenn man sich im Detail andere Rabatte gewünscht hätte (siehe Interview).Die Front scheint vorerst befriedet; der Konditionen-Tango wird weiter getanzt werden – spätestens nach der Buchmesse im März 2012.  

Die Messebuchhandlung Leipzig GbR, zu der nach dem Ausscheiden der zum Jahresende schließenden Buchhandlung an der Thomaskirche die Buchhandlungen Grümmer und Rijap gehören, besteht seit 1998; Logistikpartner ist die LKG.