Literaturfestival Wortspiele

München und Wien als Gastgeber

1. März 2018
von Börsenblatt
"Wortspiele", das internationale Festival Junger Literatur, lädt tradtionell in zwei Städten ein: Den Auftakt macht vom 7. bis 9. März München und am 22. und 23. März folgt Wien.  

Das Festival "Wortspiele" findet nun zum achtzehnten Mal im Münchner Muffatwerk / Club Ampere statt. Und zwar vom 7. bis 9. März. In deutschsprachigen Romanen und Erzählungen berichten achtzehn Autorinnen und Autoren an den drei Abenden, was die jüngere Generation bewegt, welche Themen sie behandeln, welche Stilmittel sie anwenden. Urbane Existenz versus Landleben, der Mythos Berg tritt gegen einen städtischen Recyclinghof an, Macht und Ohnmacht zwischen Mann und Frau – und das Dauerthema des schaurig-schönen Familienlebens sind die Hauptsujets. Lorenz Just fragt in seinem Erzählband "Der böse Mensch" (Dumont): Was ist das Böse? Gibt es das überhaupt? "Wortspiele"-Organisator Johan de Blank sieht es so: "Moral ist wieder ein Thema. Natürlich wird niemandem vorgeschrieben, wie er zu leben hat, aber in vielen Büchern wird ein Verlust markiert, der Ernst genommen und vom Leser wahrgenommen werden soll."

Eine Tendenz der letzten Jahre bestätigt sich auch dieses Jahr: Dreizehn Autorinnen stehen fünf männliche Kollegen gegenüber. Wird die deutsche Literatur weiblicher? Ist literarische Emanzipation angesagt? Das möge man an den drei Abenden selbst feststellen. Und manche Autorin wagt die Grenzüberschreitung: Jovana Reisinger, Jahrgang 1989, ist Schriftstellerin, Filmemacherin und Bildende Künstlerin. Sie liest aus ihrem Romandebut "Still halten" (Verbrecher Verlag). Im Text geht es um den Gegensatz von Stadt und Land.

Viele Jungautoren haben schon Preise für ihre Arbeit bekommen, etwa Jens Steiner, der mit dem Schweizer Buchpreis 2013 ausgezeichnet wurde. Besonders spannend wird es am Freitag: Da liest Matthias Senkel aus seinem zweiten Roman "Dunkle Zahlen" (Matthes & Seitz). Es geht dabei um Computertechnologie, russische Literatur und um das Verwirrspiel mit unserer Geschichte. Mit seinem Roman steht Senkel auf der Shortlist für den Preis der diesjährigen Leipziger Buchmesse.

Am Freitag wird der Bayern2-Wortspiele-Preis vergeben, der mit 2.000 Euro dotiert ist. Zudem erhält der Gewinner oder die Gewinnerin ein einmonatiges Aufenthaltsstipendium im Goethe-Institut Peking. Das ist eine Neuerung. Denn bislang gab es ein Stipendium für die Villa Aurora in Los Angeles. Diese Veränderung, so Johan de Blank, bringe frischen Wind in die Literatursegel der "Wortspiele": "Nach jahrelanger guter Zusammenarbeit hielten wir einen Ortswechsel für angebracht. In einer vernetzten Welt sollte die junge deutschsprachige Literatur auch im asiatischen Raum Gehör finden."

Am 22. und 23. März gastieren die "Wortspiele" dann mit kleinerer Mannschaft in Wien – im Jazzclub Porgy & Bess.

http://www.festival-wortspiele.eu

Andreas Trojan