PwC-Prognose bis 2020

"Der deutsche Buchmarkt ist erstaunlich robust"

26. Oktober 2016
von Börsenblatt
Die Berater von Price Waterhouse Coopers sehen den deutschen Buchmarkt in guter Form – doch die Umsätze schmelzen: Bis 2020 rechnen sie in der Branche mit Umsatzeinbußen von durchschnittlich 1,1 Prozent pro Jahr.

"Der deutsche Buchmarkt bleibt im internationalen Vergleich erstaunlich robust", kommentieren die PwC-Berater ihre neue Prognose. Und belegen das mit Zahlen aus dem vergangenen Jahr: Der globale Markt schrumpfe viermal schneller als der deutsche – weltweit betrachtet seien die Umsätze um minus 5,7 Prozent eingebrochen, in Deutschland um "gerade mal minus 1,4 Prozent, was überdies eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (minus 2,3 Prozent) bedeutete".

Die größten Umsatzverluste entfielen aus PwC-Sicht 2015 mit 93 Millionen Euro auf die Belletristik (minus 2,1 Prozent), bei Schul- und Lehrbüchern errechneten sie einen Rückgang der Erlöse von minus 1,8 Prozent. Im Kontrast dazu blieb der Markt für Sach- und Fachbücher laut PwC mit einem Minus von 0,3 Prozent nahezu unverändert.

PwC schaut in die Zukunft: Der deutsche Buchmarkt 2020

PwC geht davon aus, dass der deutsche Markt auch in den kommenden Jahren seine Balance hält, jedoch getrieben wird von der Digitalisierung. Diese Einschätzung werden vermutlich viele teilen. Die PwC-Annahmen im Überblick:

  • Im Printgeschäft sinken die Umsätze bis 2020 um jährlich im Schnitt 3,3 Prozent – von zuletzt 8,2 Mrd. Euro auf  7,0 Mrd. Euro.
  • Die Digitalerlöse steigen zwar, können die durch die Printeinbußen entstandenen Lücken allerdings nicht schließen. Bei E-Books geht PwC von einer jährlichen Wachstumsrate von 12,9 Prozent aus – 2020 erreichen sie aus Sicht der Berater ein Umsatzvolumen von 1,76 Mrd. Euro (aktuell: 957 Mio. Euro).
  • Damit reduziert sich auch der Gesamtumsatz im Buchmarkt, wie ihn PwC definiert – von jetzt 9,3 auf 8,7 Mrd. Euro im Jahr 2020 (jährliches Minus im Schnitt: ca. 1,1 Prozent).  


Die PwC-Berater haben sich zudem einige der größeren Marktsegmente angeschaut, Belletristik, Sach- und Fachliteratur sowie, ebenfalls zusammengefasst, Schul- und Lehrbuch. Ihre Prognosen hier:
  
_Belletristik: PwC zufolge ist in der Belletristik der Digitalisierungsdruck besonders hoch. Für gedruckte Titel errechnet das Unternehmen einen järhlich Rückgang von durchschnittlich 3,4 Prozent – von 4,1 Mrd. Euro (2015) auf 3,4 Mrd. Euro (2020).

Die E-Book-Erlöse können dieses Minus nur zum Teil auffangen: Digitale Belletristik erreichte 2015 ein Umsatzvolumen von 380 Mio. Euro − 2020 liegt es bei mutmaßlich 830 Mio. Euro (durchschnittliches Wachstum pro Jahr: 16,9 Prozent). "Im internationalen Vergleich ist hierzulande die Bereitschaft, für digitale Nutzungsformen zu zahlen, immer noch schwach ausgeprägt", erklärt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation PwC Europe. "Verglichen mit anderen Ländern besteht auf jeden Fall Aufholbedarf." Den E-Anteil am Belletristikmarkt bleibe deshalb auch 2020 aller Voraussicht nach eher bescheiden (bei 20 Prozent).

_Sach- und Fachliteratur

Diese Segmente sind bereits stärker auf Digitalisierungskurs – hier liegt der E-Book-Anteil nach PwC-Angaben schon jetzt bei 17,7 Prozent. Und der Aufwind hält an: Stimmt die Prognose, steigt der Marktanteil der digitalen Bücher hier bis 2020 auf knapp ein Drittel (28,9 Prozent).

Die Printerlöse gehen zwar zurück, doch PwC ist optimistisch, dass die Lücke zum Umsatzvolumen von 2015 nicht ganz so drastisch ausfällt wie für belletristische Werke. Von 2015 bis 2020 verliert der Printmarkt für Sach- und Fachliteratur 400 Mio. Euro (von 2,4 auf dann 2,0 Mrd. Euro) – das digitale Geschäft wächst um gut 300 Mio. Euro (von 511 auf 825 Mio. Euro). 

_Schul- und Lehrbuch

Die Digitalisierung wird laut Ballhaus in diesem Segment durch die Politik noch gebremst. Aber sie werde kommen – "quasi auf einen Schlag, nämlich dann, wenn sich die Schulpolitik endlich dazu durchringt, bundesweit die entsprechende Hardware einzuführen." Bis 2020 rechnet er allerdings noch nicht damit: Die Marktanteile des E-Books würden in den kommenden Jahren in erster Linie aus Hybridprodukten kommen, glaubt Ballhaus.

Inwiefern sich die Hardware-Offensive von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka auswirken könnte, dazu sagt Ballhaus nichts. Wie berichtet, will die Ministerin über die nächsten Jahre fünf Milliarden Euro bereitsstellen.