Tamara Weise über die Preiserhöhung bei Büchersendungen

Der Spagat zwischen Preis und Tempo

24. Mai 2018
von Börsenblatt
Ab 1. Juli gelten neue, höhere Preise für Büchersendungen. Für größere Mengen zu verschickender Bücher soll es einen neuen Service geben - möglicherweise eine Chance für den Buchhandel, meint Tamara Weise.

Gut fünf Jahre hat die Post ihre Preise für die Büchersendung stabil gehalten – und seitdem viel Kritik für lange Laufzeiten einstecken müssen, intern einiges umgebaut und anschließend den Buchhandel sogar noch einmal nach seiner Meinung gefragt. Preiserhöhungen waren in dieser Zeit zwar kein Thema, in der Luft lagen sie dennoch. Lohnerhöhungen, Kostensteigerungen, Investitionen: Alle Argumente, die die Post jetzt anführt, um ihr Gebührenmanöver 2018 zu erklären, kennt die Branche selbst recht gut. Und zwar so gut, dass man fragen muss, ob es für den Konzern nicht noch mehr Gründe gibt.  

Parallel zu den Preismaßnahmen kündigt die Post einen neuen Service an, genannt Warenpost. Den zu nutzen, lohnt sich aber nur für gewerbliche Kunden: Man muss mindestens ­200 Sendungen pro Jahr verschicken – bekommt dann für ­2,80 Euro netto pro Versand (2,60 Euro netto ab 1.000 Sendungen jährlich) aber sowohl Sendungsverfolgung als auch Tempo. Statt vier Tage, wie eine Büchersendung, braucht die Warenpost nur noch einen Tag, um ihr Ziel zu erreichen.

Für Kleinstsendungen bis zu einem Kilo sind 2,80 Euro netto ein durchaus wettbewerbsfähiger Preis. Einer, der zudem zeigt, welche Strategie mit der Warenpost verfolgt wird: Die Post setzt sich von der Konkurrenz ab und schafft für sich zugleich eine Möglichkeit, die Lücke zwischen Büchersendung und Paketpost zu schließen – ohne dabei Firmen- und Privatkunden weiterhin in einen Topf zu werfen.

Buchhandlungen und Verlage sind nun zwar diejenigen, die für die Büchersendung alter Schule (trotz ärgerlich langer Lieferzeiten) drauflegen. Doch immerhin gibt ihnen die Post damit auch einen Grund, mal ganz neu zu rechnen: Je nach Kunde und Gewicht des Buchs können sie sich künftig so oder so entscheiden – entweder für den geringeren Preis (Büchersendung) oder das höhere Tempo (Warenpost). Dafür sparen sie sich, hoffentlich, die Kosten für Päckchen oder Pakete.

Zur Meldung über die Preiserhöhung geht es hier, zur Stellungnahme des Post-Managers Jens Terboven hier.