Ursula Assmus ist gestorben - ein Nachruf von Alfred Grosser

"Mutter Friedenspreis"

28. Februar 2017
von Börsenblatt
Gut 30 Jahre lang hat sie beim Börsenverein den Friedenspreis betreut: Ursula Assmus ist am 26. Februar im Alter von 95 Jahren gestorben. Der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser, 1975 mit dem Friedenspreis ausgezeichnet, nimmt Abschied von einer guten Freundin.

Zum 60. Geburtstag des Friedenspreises 2009 gab es ein Jubiläumsbuch und eine Ausstellung. Bei der Eröffnungsfeier lobte einer der Herausgeber des Bandes, der Mainzer Professor Stephan Füssel, das reichhaltige Archiv zum Friedenspreis, das über Jahrzehnte von Ursula Assmus – von vielen ebenso liebe- wie respektvoll "Mutter Friedenspreis" genannt – gepflegt worden war.

Das Archiv war nur einer ihrer Beiträge zur Geschichte des Preises, obwohl sie nach ihrer Pensionierung 1984 einige Jahre um das Schicksal ihres sorgfältig geführten Archivs fürchten musste. Sie führte auch jedes Jahr Regie bei der Preisverleihung: Sie pflegte die Kontakte zu den Preisträgern, den Laudatoren, zum Büro des Bundespräsidenten, kümmerte sich um Platzierung im Saal (Wer sitzt in der ersten Reihe?), aber auch um die Vorbereitung der Broschüre mit den Reden und der Bibliografie des Preisträgers.

Zum ersten und zum letzten Mal habe ich bei meiner Auszeichnung 1975 nicht nur meine Bücher aufgelis­tet gesehen, sondern auch meine Beiträge in Sammelwerken, die Vor- und Nachworte, die ich geschrieben habe. Wie sie das gemacht hat, ist für mich immer ein Rätsel geblieben.

Sie blieb auch später Beobachterin und Mitwirkende

Kein Rätsel war die herzliche "Bemutterung", die ebenso meiner Frau und unserem damals fünfzehnjährigen ältesten Sohn wie mir selbst galt. Nur, dass die Mutterrolle bald in Vergessenheit geriet, weil eine echte, herzliche Freundschaft entstand. Ab 1968 war Ursula Assmus eigenverantwortlich für die Gestaltung des Friedenspreises zuständig. Und sie ist auch, als sie nicht mehr offiziell dabei war, Be­obachterin und Mitwirkende geblieben.

Bei jedem Telefonanruf, auch zur Zeit der mit Heldenmut ertragenen Krankheit, bei jedem Besuch, auch in den Briefen, die sie schrieb und denen sie Zeitungsmaterial beifügte, war nicht nur von meinem Werdegang und dem meiner Familie die Rede, sondern auch von den zu Recht oder Unrecht Erkorenen oder von den zu Unrecht Nicht-Erkorenen.

Ein Teil ihrer Verdienste wurde 1984 schön anerkannt: Damals ist Ursula Assmus vom Börsenverein mit der ­Plakette "Dem Förderer des deutschen Buches" geehrt worden – "für ihre ­Verdienste um das deutsche Buch und das Ansehen des deutschen Buch­handels in der Welt".

Nun, da sie nicht mehr bei uns ist, sollte im Rückblick noch mehr anerkannt werden. Aber meinerseits denke ich nicht an Verdienste von Ursula Assmus. Ich beklage, zusammen mit meiner Frau, den Verlust einer langjährigen echten Freundin.

Die Trauerfeier für Ursula Assmus findet am Mittwoch, 8. März, um 12.45 Uhr auf dem Frankfurter Hauptfriedhof statt.