VG Wort-Rückzahlungen

Hilferuf der Independents

31. Oktober 2016
von Börsenblatt
Die Kurt Wolff Stiftung akzeptiert die Rückzahlungen an die VG Wort, sieht sich von der Politik jedoch im Stich gelassen: Keines der Hilfeversprechen sei bislang eingelöst worden, kritisiert der Verbund.

Bis zum 30. November müssen Verlage den Rückforderungen der VG Wort nachkommen – jetzt warnen die Mitglieder der Kurt Wolff Stiftung in einem offenen Brief erneut vor den Folgen: vor einer Krise der Verlage und der Literatur, vor einem Abschmelzen der Programme und sinkender Vielfalt. "Die Rückzahlungsforderungen, die nun anstehen, lassen bereits die größten deutschen Verlagsgruppen schwitzen", erklären sie heute in einem offenen Brief. "Sie werden einige unserer unabhängigen Kolleginnen und Kollegen jedoch derart treffen, dass sie wahrscheinlich in die Insolvenz gehen müssen."

Der offene Brief richtet sich an alle – an Vertreter der Politik, denen sie mangelndes Interesse an ihrer Leistung bescheinigen, an Übersetzer und Autoren, von denen sie sich Unterstützung erhoffen, an Kulturjournalisten, Buchhändler, Leser. Die Positionen im Überblick:

  • Die Kurt Wolff Stiftung bedauert, dass die Leistung der Verlage auf wenig Echo stößt. Dass Verlage überflüssig seien, sei ein Gerücht, klagen sie. "Die interessierten Kreise schafften es, die Autorinnen und Autoren und die Verlage auseinanderzudividieren, die einen als naive Opfer, die anderen als durchtriebene Täter hinzustellen."   
  • In einem Leistungsschutzrecht, wie es etwa die Jugendbuchverlage vorschlagen, sehen sie keine Entlastung – sondern eher ein zusätzliches Problem: "Dieses würde nach unserer Meinung erst recht eine Spaltung zwischen Autorinnen und Autoren und Verlagen herbeiführen. Das ist nicht in unserem Sinne."
  • Von der Politik sehen sich die Verlage der Kurt Wolff Stiftung versetzt. Es habe zwar einige Hilfeversprechen gegeben, konkrete Maßnahmen seien allerdings nicht erfolgt. Hinzu komme: "Stundungsmöglichkeiten, die die Leitung der VG Wort vorgeschlagen hat, wurden abgelehnt." Dabei könne ein Rückbau der kulturellen Vielfalt in niemandes Interesse sein. "Wir fordern daher umgehende Maßnahmen zum Schutz der unabhängigen Verlage vonseiten der Politik."

Der Brief endet mit einem weiteren Appell, diesmal in Richtung Buchhandel und Leser: "Unterstützen Sie uns, unterstützen Sie die Autorinnen und Autoren, indem Sie Bücher von unabhängigen Verlagen kaufen – und lesen."

Der offene Brief "Die VG Wort und die unabhängigen Verlage in der Krise" im Wortlaut auf der Website der Kurt Wolff Stiftung