Weltbild und Also Logistics Services

Weniger Festangestellte, mehr Leiharbeiter?

11. September 2015
von Börsenblatt
Nächste Runde im Tauziehen um die Zukunft der ehemaligen Weltbild-Logistik: Medienberichten zufolge will die Geschäftsführung des insolventen Unternehmens Also Logistics Services 150 von 450 Arbeitsplätzen erhalten – und gibt die Verantwortung zurück an den Betriebsrat. Update: Der Betriebsrat bestätigt, gestern Abend vom Arbeitgeber einen Sanierungsplan per Mail bekommen zu haben − am Montag (14. September) soll darüber diskutiert werden.

Nach Informationen der "Augsburger Allgemeinen" hat die Geschäftsführung von Also Logistics Deutschland seine Sanierungspläne präsentiert. Die Kernidee: zwei von drei Stellen sollen gestrichen werden – dafür wolle das Unternehmen stärker auf Leiharbeit setzen. Auffangen würde die Entlassenen dann eine Transfergesellschaft.

Arbeitsplätze gegen Geld

Aber auch für die, die bleiben, bleibt wohl nicht alles beim Alten: Laut "Augsburger Allgemeine" setzt die Geschäftsführung darauf, dass die 150 Stamm-Mitarbeiter in den für das Unternehmen günstigeren Logistik-Tarifvertrag wechseln.

"150 Arbeitsplätze können gerettet werden", zitiert die Zeitung einen Sprecher der Geschäftsführung. Nach wie vor sei die Standortsicherung das zentrale Ziel, es müssten nur alle mitspielen. "Der Ball liegt beim Betriebsrat."

Flankiert werden soll das Sparprogramm mit Investitionen – in Höhe von 15 Millionen Euro. Das Geld fließe allerdings nur, heißt es in dem Beitrag, wenn die Arbeitnehmervertreter der Sanierung zustimmen.

Die Fortsetzung der Einigungsstelle, die vierte Sitzung war eigentlich für den 29. September vorgesehen, wurde inzwischen "auf Wunsch des Arbeitgebers ... in den Oktober hinein verschoben", heißt es in einem aktuellen Infoblatt des Weltbild-Betriebsrats, zu lesen im Weltbild-Verdi-Blog.

Er sei "sehr überrascht" gewesen, als er heute morgen von den Sanierungsplänen in der Zeitung gelesen habe, erklärt Betriebsratsmitglied Timm Boßmann gegenüber boersenblatt.net. "Als ich in die Firma kam, stellte sich heraus, dass der Arbeitgeber uns gestern Abend eine zwölfseitige Powerpoint-Präsentation per Mail geschickt hatte", fährt Boßmann fort und deutet an: Die Präsentation enthalte eine "lange Liste von Grausamkeiten, die weit über den Personalabbau hinausgehen". Weiter möchte er sie nicht kommentieren, sondern zunächst das Ergebnis eines Treffens mit dem Arbeitgeber abwarten, das für Montagnachmittag angesetzt ist. Dort soll das Papier diskutiert werden.

Die Sitzung der Einigungsstelle sei auf den 8. Oktober verschoben worden, bestätigt Boßmann. Sie würde damit nach der Insolvenzeröffnung am 1.10. liegen: "Das macht das Verfahren keinesfalls einfacher", urteilt Boßmann und es zeige aus seiner Sicht, "dass der Arbeitgeber keinen Wert auf eine Einigung auf dem Verhandlungsweg legt."