Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes drängte darauf, "unsere deutschen Ängste hinter uns zu lassen, auf Freiheitspotentiale zu setzen, auf uns selbst zu setzen" und damit engagierte Freiheit zu ermöglichen, indem wir uns "für das Unwahrscheinliche verfügbar halten". Um unser "historisches Glück" der Demokratie zu schützen, brauche es "eine Gegenerzählung. Keine, die märchenhaft auf Verkitschung, Naivität, Schwarz-Weiß, Plus-Minus, An-Aus setzt, sondern auf Goodwill, direkte Begegnung und Zugehörigkeit. Auf offene Orte, Bibliotheken, Buchhandlungen, Kneipen und Shisha-Bars", so die BücherFrauen.
An die Keynote anschließend diskutierten Ines Geipel, die Schriftstellerin Esther Dischereit sowie Nour Al-Zoubi vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V. über die reale Lebenswelt und welche Strategien gegen den aktuellen Rechtsruck wirken können. Britta Jürgs, Verlegerin des AvivA Verlags, moderierte die Podiumsdiskussion. Esther Dischereit, die als "eine der wichtigsten literarischen Stimmen unter den Nachkommen der Shoa-Überlebenden in Deutschland" gelte und sich selbst als "solidarische Zeugin" bezeichnete, habe betont, dass es darum gehe "sehen [zu] wollen, was ist" und dass sich aus dem Sehen eine Verantwortung ergebe. Sie habe eindringlich die Wirkmechanismen der Vertreibung beschrieben und wie es sich anfühle, wenn die Familie auf der ganzen Welt verstreut lebt. Man wisse auch häufig gar nicht, wer überhaupt überlebt habe und wo man anfangen solle zu suchen, erklärte sie. Ähnlich ergeht es der engagierten Sozialarbeiterin Nour Al-Zoubi, die im Jahr 2015 aus Syrien nach Deutschland floh und im Alltag permanent rechtfertigen müsse, warum ein Bürgerkrieg Menschen in die Flucht treibt. Alle im Podium stimmten überein, dass es wichtig sei, die Stimmen der direkt Betroffenen hörbar zu machen, mit Menschen direkt zu sprechen und durch Medien ihre Perspektive zu veröffentlichen, denn nur im Dialog entstehe Verständnis.
Am Nachmittag folgten vier Workshops, die verschiedene Aspekte des Tagungsthemas aufgriffen: Von #psychologischen Ursachen des Fremdenhasses und #Neue Narrative, welche Bücher brauchen wir heute über #das Wort ergreifen beim Poetry Slam sowie #Power mit der eigenen Stimme wurden zahlreiche Facetten des Jahresthemas beleuchtet. Mit dem Impulsworkshop zu #Körperarbeit für die Innere Mitte von Iris Seyband endete das Tagungsprogramm am Samstagnachmittag.