Bei mir ist alles anders gekommen als geplant.
Bücher ziehen sich durch mein ganzes Leben. Ich habe in den 1980er Jahren Germanistik und Sport studiert und wollte Journalistin werden. Bei der Morgenpost in Berlin habe ich hospitiert und Artikel für das Feuilleton und den Sportteil geschrieben. Als ich bei einer Pressekonferenz nach einem Fußballspiel zwischen Hertha BSC und Rot Weiß Essen auftauchte, dachten alle, jemand habe seine Freundin mitgebracht: Damals gab es noch fast keine Frauen in der Fußballwelt. Und in den Chefetagen der Druckereien gibt es heute noch zu wenige Frauen.
Festanstellungen für den Nachwuchs im Journalismus waren Ende der 1980er Jahre schwierig, also habe ich noch eine Fortbildung in Betriebswirtschaft gemacht und mich 1988 bei Bertelsmann beworben. Ich dachte an all die Zeitschriften bei Bertelsmann, aber dann meldete sich eine Druckerei bei mir - Elsnerdruck in Berlin. Von Druckereien hatte ich keine Ahnung, aber ich war neugierig. Angefangen habe ich in der Sachbearbeitung. Ich habe dort viel gelernt und es hat mir großen Spaß gemacht – auch die Komplexität der Aufgaben, Organisation, Technik und die Arbeit mit den Kunden zu verbinden. Diesen Dreiklang mochte ich sehr. Ich war nah an den Druckvorgängen selbst, man ist vom Büro direkt zur Maschine gegangen, oft auch mit den Kunden.
Es war gut in diesem kleinen Betrieb anzufangen. Verträge waren viel einfacher als heute, die Preislisten wurden mit der Schreibmaschine getippt. Irgendwann wurde ich dann losgeschickt: "Kaufen Sie mal Computer. Sie haben doch diese Ausbildung." Wir haben dann einige PCs gekauft und ich habe am Wochenende die Schulung für die Mitarbeiter durchgeführt. Der Weg zur Excel-Tabelle war noch lang. "Machen Sie mal", hieß es immer. Es durfte ja schon damals nichts kosten.
Vier Jahre war ich bei Elsnerdruck, dann kam das Angebot nach Gütersloh zu Mohn Media zu wechseln. Hier wurde das Geschäft sehr international. Ich war geschäftlich in New York, London, Budapest, Oslo, Warschau oder in Jaroslavl (Russland), wo wir in den 90iger Jahren eine Druckerei gekauft hatten. Ich bin viel gereist, eine schöne, sehr spannende Zeit.
Im Gegensatz zu den USA oder England haben wir in Deutschland noch ein großes Spektrum an Vielfalt. Hier wird darauf geachtet, allen Kundenwünschen gerecht zu werden. Im Ausland ist der Buchdruck viel standardisierter – da gibt es oft maximal vier Formate, meist nur holzhaltiges Papier usw. Dadurch ist es viel einfacher zu disponieren.
Ich glaube, dass man in meinem Job sehr einfühlsam sein und sich immer wieder fragen muss: Was will der Kunde, was ist ihm wichtig? Der eine Verlag will ein besonders schönes Buch produzieren, der andere will etwas sehr Originelles, dem dritten geht es primär um den Inhalt. Es gibt so viele Schattierungen. Deshalb sind wir selbst aktiv und kreativ.