Forderungen der Initiative Urheberrecht

"Europäische Standards für KI nicht verwässern"

4. Juli 2025
Redaktion Börsenblatt

Auf die gestrigen Verhandlungen in Brüssel hat die Initiative Urheberrecht heute mit einem Appell und Forderungskatalog reagiert. Sie warnt u.a.: "Ein Nachgeben gegenüber dem US-Handelsdruck würde die Glaubwürdigkeit der EU als regulatorische Supermacht untergraben."

Katharina Uppenbrink und Matthias Hornschuh von der Initiative Urheberrecht

Sprecher Matthias Hornschuh und Geschäftsführerin Katharina Uppenbrink von der Initiative Urheberrecht

Die Erklärung der Initiative Urheberrecht im Wortlaut:

„Im laufenden Zollstreit mit den USA gerät die europäische Digitalregulierung unter Druck. Die EU-Kommission erwägt offenbar, bei der Durchsetzung des Digital Markets Act (DMA) und der KI-Verordnung (AI Act) Kompromisse einzugehen, um Verhandlungsmasse für Handelsgespräche zu schaffen. Diese Entwicklung alarmiert Urheberinnen und Urheber, Künstlerinnen und Künstler sowie die Unternehmen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranchen in Deutschland und Europa. Der DMA wurde geschaffen, um die Marktmacht der Tech-Giganten zu begrenzen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Eine Abschwächung seiner Durchsetzung würde diese Ziele gefährden. Ebenso beunruhigend sind Berichte über geplante Verwässerungen bei der Umsetzung der KI-Verordnung. Die Branche befürchtet, dass auch hier europäische Standards zugunsten der US-Digitalwirtschaft aufgegeben werden.

Existenzielle Bedrohung für europäische Kreativwirtschaft

Diese Entwicklungen bedrohen fundamentale Prinzipien: faire und funktionierende Märkte, zukunftsorientierte Digital- und KI-Regulierung, den Schutz der Menschenwürde sowie die Selbstbestimmungs- und Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger. Besonders betroffen sind die Persönlichkeits- und Eigentumsrechte der schöpferisch Tätigen und ihrer Partner. Die wirtschaftliche Dimension ist erheblich: Wie die EU-Kommission im Januar 2025 feststellte, ist „die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur ein Motor des Wirtschaftswachstums, sondern auch ein Katalysator für Innovation und Nachhaltigkeit. Mit über 8 Millionen Beschäftigten und einem Anteil von 3,95 Prozent an der Wertschöpfung der EU (circa 457 Milliarden Euro) ist die Kultur- und Kreativwirtschaft ein wesentlicher Bestandteil des wirtschaftlichen und sozialen Gefüges Europas."

Digitalpolitik als Machtpolitik

Digitalpolitik ist heute globale Machtpolitik. Die Europäische Union muss beweisen, dass sie es mit Souveränität, Unabhängigkeit und Stärke ernst meint. Ein Nachgeben gegenüber dem US-Handelsdruck würde die Glaubwürdigkeit der EU als regulatorische Supermacht untergraben.

Klare Forderungen an die Politik

Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen und Branchen fordern wir die Europäische Kommission und die Bundesregierung auf:

Die vollständige und konsequente Umsetzung des Digital Markets Act ohne Abstriche durchzusetzen. Marktbeherrschende Plattformen müssen sich an europäische Regeln halten.

Die KI-Verordnung in ihrer ursprünglichen Fassung umzusetzen. Europäische Standards für künstliche Intelligenz dürfen nicht verwässert werden.

Rechtsstaatlichkeit und europäische Werte zu verteidigen. Handelspolitische Erwägungen dürfen nicht über fundamentale Prinzipien gestellt werden.

Die Zukunft europäischer Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Faire digitale Märkte sind die Grundlage für Innovation und Wachstum in Europa.

Die Kultur-, Kreativ- und Medienwirtschaft steht bereit, die Politik bei der Verteidigung europäischer Digitalstandards zu unterstützen. Europa darf sich nicht von anderen Weltregionen seine Regeln diktieren lassen.“

Über die Initiative Urheberrecht:

Die Initiative Urheberrecht vertritt nach eigenen Angaben über ihre mehr als 40 Mitgliedsorganisationen die Interessen von rund 140.000 Urheber:innen und ausübenden Künstler:innen in den Bereichen Belletristik und Sachbuch, Bildende Kunst, Design, Dokumentarfilm, Film und Fernsehen, Fotografie, Illustration, Journalismus, Komposition, Orchester, Schauspiel, Spieleentwicklung, Tanz und vielen mehr. Sie beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Bereich der Künstlichen Intelligenz, hat hierzu zentrale Stellungnahmen veröffentlicht und setzt sich maßgeblich für die europäische Digitalgesetzgebung ein.

Für den 10. November kündigt die Initiative Urheberrecht die 13. Internationale Urheberrechtskonferenz in der Akademie der Künste in Berlin als hybrides Format an.

Weitere Informationen: www.urheber.info