Lage in Belarus

"Verabscheuungswürdige Repression"

26. August 2020
von Börsenblatt

Der Internationale Verlegerverband (IPA) und der Europäische Verlegerverband (FEP) fordern den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf, "seine brutale Kampagne der Gewalt und Einschüchterung gegen friedliche Proteste einzustellen".

Zudem rufen der Internationale Verlegerverband (IPA) und der Europäische Verlegerverband (FEP) in einer gemeinsamen Mitteilung die internationalen Verleger der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch auf, ihre Unterstützung für die Autorin zu demonstrieren. Alexijewitsch ist für heute zum Verhör durch das Lukaschenko-Regime einbestllet.

IPA-Präsident Hugo Setzer sagt: "Wir sind solidarisch mit all jenen in Belarus, die ihre Meinungsfreiheit nutzen, um durch einen friedlichen, konstruktiven Dialog einen Wandel herbeizuführen. Die Repression, die wir in Belarus erleben, ist verabscheuungswürdig und muss aufhören".

Rudy Vanschoonbeek, Präsident der FEP, ergänzt: "Wir rufen alle internationalen Herausgeber von Swetlana Alexijewitschs Büchern auf, sich Gehör zu verschaffen. Wir brauchen Sie, um das internationale Bewusstsein für die schreckliche Situation in Belarus zu schärfen und zu einem diplomatischen, friedlichen Ende dieser Krise beizutragen."

  • Gleiches hatte gestern auch der Börsenverein gefordert: Zur Meldung.

Nach den angefochtenen Ergebnissen der Wahlen vom 9. August in Belarus sei die belarussische Polizei drei Wochen lang gewaltsam gegen Demonstranten und Journalisten vorgegangen. Berichten zufolge hätten die Behörden nicht nur physische Gewalt angewendet, sondern auch das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrückt – hätten in die mobile Kommunikation eingegriffen, Websites geschwärzt, Druckerpressen stillgelegt und den Zugang internationaler Journalisten zu Belarus verhindert.

Jetzt hätten sie – wie berichtet – Swetlana Alexijewitsch beschuldigt, an einer "illegalen Machtergreifung" beteiligt gewesen zu sein, und ihr mit Strafverfolgung und Gefängnis gedroht. IPA und FEP fordern die belarussische Regierung auf, alle derartigen Anklagen unverzüglich fallen zu lassen, als ersten Schritt, um den Weg für freie, demokratische Prozesse zu ebnen.

IPA und FEP stünden hinter der Erklärung, die am 25. August vom Europäischen Schriftstellerrat abgegeben wurde.

Kristenn Einarsson, Vorsitzende des IPA-Ausschusses für Publikationsfreiheit, weist zudem auf die lange Geschichte der Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Belarus hin. Die IPA habe 2014 ihren Prix Voltaire – für Tapferkeit bei der Aufrechterhaltung der Publikationsfreiheit angesichts von Einschüchterung und Schikanen – an den belarussischen Verleger Ihar Lohvinau verliehen. Nachdem er den Preis erhalten hatte, sei Lohvinau die Lizenz zur Veröffentlichung entzogen worden und er sei gezwungen gewesen, im litauischen Exil zu publizieren.