Norbert Frei und Stephan Justus Perthes mit Thüringer Verdienstorden ausgezeichnet

"Gesellschaftliches Wirken ist Vielfalt. Gemeinsamer Nenner aller neuen Ordensträgerinnen und Ordensträger ist die Verbindung von beruflichem mit gesellschaftlichem Engagement und zwar so, dass es in die Gesellschaft wirkt und gleichzeitig nachhaltig etwas bewirkt", begründet Ministerpräsident Bodo Ramelow vorab die Wahl.

Der Historiker Norbert Frei aus München erhält den Thüringer Verdienstorden für seine wissenschaftliche Arbeit und das Wirken in Gedenkstätten und Ausstellungen.

In der Meldung zur Auszeichnung heißt es: "Prof. Dr. Norbert Frei hat sein wissenschaftliches Arbeiten der Forschung über den Nationalsozialismus und dessen Nachgeschichte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewidmet. Seine Veröffentlichung "Der Führerstaat" gilt bis heute als eines der Standardwerke über Deutschland in der nationalsozialistischen Zeit. Viel beachtet sind zudem seine Schriften zum Wirken von Fritz Bauer und die Auseinandersetzung mit dem NS-Unrecht.“

Norbert Frei habe zudem maßgeblich die Arbeit des Instituts für Geschichte in Jena beeinflusst und habe als Vorsitzender des wissenschaftlichen Kuratoriums der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora bis heute wichtige Projekte wie die Neugestaltung der Gedenkstätte Mittelbau-Dora von 2000–2005 und verschiedene Wanderausstellungen, unter anderem zum Unternehmen Topf & Söhne und die nun fest in Weimar installierte Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit begleitet. Geprägt sei das wissenschaftliche Arbeiten von Norbert Frei stets von einer enormen Empathie gewesen.

Ministerpräsident Bodo Ramelow würdigte: "Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft hat Prof. Dr. Norbert Frei nicht nur in der Fachwissenschaft und ihren Gremien getragen. Er war auch einer der Erstunterzeichner der Thüringer Erklärung 'Historische Verantwortung wahren. Demokratie und Menschenrechte verteidigen'." 

Stephan Perthes, direkter Nachfahre des Verlagshauses Justus Perthes und Erbe der Verlegerfamilie Perthes aus Darmstadt, erhält den Thüringer Verdienstorden für den Erhalt der Perthes-Sammlung.

"Stephan Perthes ist der Bewahrer eines historischen Erbes. Seine Arbeit hat nicht nur den Erhalt eines bedeutenden kulturellen Erbes gesichert, sondern auch die Bedeutung der Kartographie und des geografischen Wissens in unserer Gemeinschaft gestärkt", sagt der Ministerpräsident vorab.

Im Jahr 1785 hatte Justus Perthes in Gotha begonnen, eine Buchhandlung und einen Verlag aufzubauen, der bis zur entschädigungslosen Enteignung durch die Behörden der DDR im Jahr 1953 familiengeführt war. Die Familie Perthes flüchtete in den Westen Deutschlands und gründete dort einen neuen Verlag. Trotz schwieriger Bedingungen gelang es, die Kontakte nach Gotha aufrechtzuerhalten, wo das Unternehmen indessen staatlicherseits zum VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha umgewandelt wurde.

Im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung forderte Stephan Perthes, als Vertreter der Verlegerfamilie, das Unternehmen erfolgreich zurück. Stephan Perthes sei stets sehr daran gelegen, den Verlagsstandort Gotha zu erhalten und zu entwickeln, heißt es in der Meldung. Mit dem Klett-Verlag als Partner firmierten beide bis 2010 als Klett-Perthes Verlag.

Sein großes Ziel, in Gotha ein "Museum der Erde" zu schaffen, konnte Stephan Perthes nicht final umsetzen. 2004 wurden Verhandlungen mit dem Freistaat Thüringen über den Verbleib des einmaligen historischen kartographischen Bestands abgeschlossen und die Sammlungen des Verlages Justus Perthes, seine Bibliothek, sowie die Verlagsarchive Gotha und Darmstadt wurden an die Forschungsbibliothek Gotha zur Erforschung übergeben.

Bis zum Jahr 2020 unterstützte Stephan Perthes als Mitglied des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.V. mit Spenden die Öffentlichkeitsarbeit für die Perthes-Sammlung. Somit habe er dazu beigetragen, dass das umfangreiche geografische einzigartige Wissen aus Gotha durch seine Förderung vieler Forschungsprojekte zu neuem Weltruhm gelangte.