Protest gegen KI-Auslagerung und Kündigungen

TikTok-Mitarbeitende kündigen Streiks an

18. Juli 2025
Redaktion Börsenblatt

TikTok will rund 165 Stellen in der Content-Moderation streichen und Aufgaben künftig an KI und externe Dienstleister auslagern. Beschäftigte protestierten in Berlin, die Gewerkschaft ver.di fordert Tarifverhandlungen – andernfalls drohen Streiks. Update: Statement von TikTok.

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Vor der TikTok-Zentrale in Berlin haben am 17. Juli rund 60 Beschäftigte und Unterstützer:innen gegen drohende Kündigungen bei der Social-Media-Plattform demonstriert, wie Rita Schuhmacher für ver:di berichtet. Unter dem Motto "We trained your machines – pay us what we deserve" protestierten sie gegen die geplante Streichung von rund 165 Stellen, insbesondere in der Trust and Safety-Abteilung (Content-Moderation) und bei TikTok Live.

Hintergrund ist die strategische Neuausrichtung des Unternehmens: Moderationsaufgaben sollen künftig verstärkt durch KI-gestützte Systeme sowie externe Dienstleister übernommen werden. Die Gewerkschaft ver.di warnt vor einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen – insbesondere für die psychisch belastende Arbeit mit problematischen Inhalten wie Gewalt, Hassrede und Pornografie. Auch die Gefahr schlechterer Bezahlung und mangelnder Gesundheitsvorsorge bei Drittanbietern wird kritisiert.

Zudem birgt der Einsatz automatisierter Systeme laut ver.di erhebliche Risiken im Hinblick auf Desinformation: So sei TikTok zuletzt in die Kritik geraten, weil im rumänischen Präsidentschaftswahlkampf rechtsextreme Inhalte über Fake-Profile verbreitet wurden. Der Betriebsrat hatte dem Unternehmen vorgeschlagen, Stellen für die politische und gesellschaftlich relevante Inhaltsmoderation zu erhalten – das Management lehnte ab.

ver.di fordert nun Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag, darunter eine einjährige Kündigungsfrist sowie Abfindungen in Höhe von drei Jahresgehältern. Da TikTok bislang nicht verhandlungsbereit ist, bereitet die Gewerkschaft Streikmaßnahmen vor.

Das sagt TikTok zur Sache:

"Wir sind in Gesprächen mit dem Betriebsrat über einen Vorschlag zur Konsolidierung unserer Sicherheitsaktivitäten mit weniger Standorten, um die Arbeitsabläufe zu straffen und die Effizienz zu verbessern. Wir werden uns weiterhin voll und ganz für die Sicherheit und Integrität unserer Plattform einsetzen, indem wir in diesem Jahr zusätzlich mehr als 2 Milliarden Dollar in die Sicherheit der Plattform investieren", erklärt ein*e TikTok-Sprecherin in einem Statement des Unternehmens.

Bei Millionen von Inhalten, die täglich gepostet werden, setze man weiterhin Prioritäten und verbessere die automatische Moderationstechnologie von TikTok, da diese Technologie eine schnellere und konsequentere Entfernung von Inhalten ermögliche, die gegen die Regeln der Plattform verstoßen. Die technischen Investitionen würden das Volumen der von den Moderatoren zu prüfenden Inhalte verringern und dazu beitragen, dass weniger Menschen mit schädlichen Inhalten in Berührung kommen.

Andererseits habe TikTok Tausende von Sicherheitsexperten in Europa und Zehntausende auf der ganzen Welt. Menschen würden weiterhin eine Schlüsselrolle in den globalen Bemühungen um die Moderation von Inhalten spielen, insbesondere bei Entscheidungen über Inhalte, die nuancierter sind, einen spezifischen Kontext und/oder ein Verständnis der lokalen Normen erfordern.