Nachruf auf den Heidelberger Verleger

Bernd Holger Hüthig ist tot

10. Januar 2024
von Börsenblatt

Mit 81 Jahren ist der Verleger Bernd Holger Hüthig (Verlagsgruppe Hüthig) am 7. Dezember im Kreise seiner Familie gestorben. Ein Nachruf von Joseph Weisbrod.

Bernd Holger Hüthig

Bernd Holger Hüthig

Vielleicht spiegelt sich das Vermächtnis eines Menschen am ehesten in der Art und Weise, wie seiner gedacht wird. Der Innenraum der Johanneskirche in Heidelberg-Neuenheim füllt sich kurz vor Weihnachten (am 22. Dezember) bis auf den letzten Platz. Der Profi-Sänger Christian Bruns eröffnet die eindrucksvolle Trauerfeier für den am 7. Dezember im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie verstorbenen Verleger Bernd Holger Hüthig mit dem Lied "Your Song".

Elton John veröffentlichte diesen Welthit im Herbst 1969. Das Jahr, in dem der 27-jährige Diplom-Kaufmann in das Heidelberger Familienunternehmen einsteigt. Bereits drei Jahre später vertraut ihm der Verlagsgründer Alfred Hüthig die Geschäftsführung an. Als Nachfolger seines Vaters baut Bernd Holger Hüthig mit ruhiger Hand am Steuer das 1925 in Heidelberg gegründete Familienunternehmen in den folgenden Jahrzehnten zu einem der führenden deutschen Fach- und Wissenschaftsverlage mit bis zu 70 Fachzeitschriften und 3.000 lieferbaren Buchtiteln bzw. Fortsetzungswerken aus.

Mittelpunkte der von Pfarrerin Anna Maria Baltes einfühlsam moderierten Liturgie sind die sich trefflich ergänzenden Nachrufe. Auf das eindringliche Erinnern von Tochter Christina  ("Ich bin dankbar") folgt die nachhaltige Würdigung von Hans Windsheimer, der an der Seite des Verlegers und Freundes die dynamischen Geschicke der Verlagsgruppe Hüthig, insbesondere der RWS-Verlage C. F. Müller und R. v. Decker, maßgeblich mitgestaltet hatte.

Der Jurist, begnadete Verleger und langjährige Co-Geschäftsführer: "Ich durfte erleben, wie die massiven Grundmauern, die der Vater und Verlagsgründer geschaffen hat, aufgerüstet, verfeinert, ergänzt und erweitert wurden, in welcher Vielfalt und Breite sich die Fachgebiete aneinander reihten, und vor allem, in welcher Geschwindigkeit sich neue Programme, neue Projekte hinzugesellten." Windsheimer abschließend: "Die Familie und der Verlag, der Verlag und die Familie waren auch für Holger die beiden Säulen seines Lebens."

Sebastian Hüthig erinnert an die beglückenden Kindheits- und Jugendjahre, das gemeinsame Schwimmen in der Nordsee: "Du nahmst mir damals die Angst vor den hohen Wellen und teiltest dabei Deine pure Lebensfreude mit mir." In  seiner leidenschaftlichen Hommage an den geliebten Vater betont der Sohn, u. a. selbst Verleger beim Bahn Fachverlag in Berlin: "Ich bin dankbar für Deine Weitsicht und Deinen Mut, das Familienunternehmen loszulassen und den Kindern die Bürde einer Nachfolge zu nehmen."

Als die Jahrtausendwende gerade auch für die Verlags- und Medienbranche hohe Investitionen in die digitale Transformation erfordert, die ein Familienunternehmen allein nicht stemmen kann, schließt die Verlagsgruppe Hüthig zum 1. 1. 1999 eine strategische Partnerschaft mit der Mediengruppe Süddeutscher Verlag (Flaggschiff: "Süddeutsche Zeitung"). Unter dem stabilen Dach eines finanzstarken Medienkonzerns wollte Hüthig mit den SV Hüthig Fachinformationen die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden sichern.

Das Gebäude des Hüthig Verlags, zugleich Stammsitz der Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm in Heidelberg-Handschuhsheim

Das 1979 in Heidelberg-Handschuhsheim bezogene Verlagsgebäude beherbergt auch heute noch den Hüthig Verlag mit seinen erfolgreichen Fachmedien und den Stammsitz des auf die öffentliche Verwaltung ausgerichteten Programms der Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm (HJR). Der 1797 in Karlsruhe gegründete juristische C. F. Müller Verlag wurde zum 1. Januar 2020 vom Otto Schmidt Verlag in Köln übernommen, hat seinen Standort aber nach wie vor in Heidelberg.

Mit einem Zitat des chinesischen Philosophen Laotse ("Wer Menschen führen will, muss hinter ihnen gehen") unterstreicht der seinem Vater auch in der stattlichen Erscheinung so ähnliche Sebastian Hüthig in der beeindruckenden Abschiedsrede: "Du hast Dich nie in den Vordergrund gedrängt. Es waren die leisen Töne, die Zwischentöne, gepaart mit Deiner positiven Ausstrahlung, durch die Du Dein berufliches wie auch Dein familiäres Umfeld geprägt hast."

Der Kantor und Organist Lukas Henke beschließt mit dem "Halleluja" von Georg Friedrich Händel die stimmungsvolle Feier. Unter den zahlreichen Trauergästen verabschiedeten sich auch eingefleischte Hüthigianer vom früheren Verleger. Auch der aus München angereiste Karl Ulrich, Geschäftsführer des  Süddeutschen Verlages, erwies dem langjährigen Gesellschafter der SV Hühtig Fachinformationen die letzte Ehre.

Der Autor war mehr als drei Jahrzehnte in Führungspositionen (Unternehmenskommmunikation, Marketing, Vertrieb) der Verlagsgruppen Hüthig und Hüthig Jehle Rehm (HJR) tätig.