Interview mit Torsten Rohde

"Renate Bergmann mal ein bisschen aufs Korn nehmen"

10. November 2021
von Matthias Glatthor

Renate Bergmann und jetzt ihr Nachbar Günter Habicht: Mastermind Torsten Rohde lässt eine weitere Figur aus seinem Online-Omi-Universum zu Wort kommen. Mit Erfolg: Platz 4 in unseren Charts. Wir haben ihn nach Details gefragt.

Renate Bergmanns Nachbar Günter Habicht bekommt eine eigene Reihe. Wie kam es zur Idee? Brauchten Sie eine Abwechslung von der Online-Omi?
Günter Habicht kann sich zu ganz anderen Themen einbringen, als es eine ältere Dame über 80 glaubwürdig könnte. Das macht großen Spaß und bietet mir die Möglichkeit, Beobachtungen aus dem Alltag anzubringen, die ich ansonsten schweren Herzens unter den Tisch fallen lassen musste. Mich reizte außerdem, die eine oder andere kleine Begegnung mit Renate Bergmann aus der Perspektive auf sie erzählen zu können. Bisher habe ich nur durch die Brille von Renate erzählt, aber wenn eine alte Frau morgens um halb sechs mit dem Drahtbesen Laub harkt, finden das nicht alle Menschen so selbstverständlich in Ordnung wie sie. Das hat mir eine diebische Freude bereitet, die Renate auch mal ein bisschen aufs Korn zu nehmen.

Welchen neuen Ton können Sie mit Günter Habicht anschlagen, welche anderen Geschichten erzählen?
Ein Mann um die 60 hat einen anderen Wortschatz und ist anders sozialisiert als eine Frau über 80. Dazwischen liegt eine ganze Generation, die Unterschiede in der Art, sich auszudrücken sind groß. Ein Günter Habicht kennt zum Beispiel selbstverständlich den Begriff "Nordic Walking", weil dieser Sport gerade in seiner Generation sehr verbreitet ist. Renate Bergmann würde "Nordisch Wokken" sagen und auch distanzierter über "diesen neumodischen Quatsch" schreiben.

Wie viel von Ihnen steckt in Renate Bergmann und Günter Habicht? Wer ist Ihnen ähnlicher?
Ich glaube, in jedem von uns steckt ein bisschen Sehnsucht nach einer Oma wie Renate und ein bisschen der Spießer, wie in Günter einer ist – in mir genauso wie in vielen Lesern. Oft schreiben oder erzählen mir die Leute: "Meine Oma war genauso." Wenn jetzt einige sagen würden: "Mein Vater ist genauso wie Günter!", wäre das ein großes Kompliment.

Spielt Renate Bergmann auch in der Habicht-Reihe mit?
Aber natürlich! So wie Günter Habicht in den Renate-Büchern auftritt.

Was sagt Renate Bergmann dazu, dass ihr Nachbar jetzt auch Bücher schreibt?
Renate war erstmal gespannt-neugierig und auch ein bisschen verwundert. Als sie mitbekommen hat, dass sich Habicht auch über sie äußert, war sie zunächst ein bisschen pikiert, aber unterm Strich findet sie es charmant und empfiehlt es auch gern ihren Lesern.

Wie wird es mit den beiden weitergehen?
"Wo kommen wir denn da hin" ist der Start der neuen Serie mit Günter Habicht, beide Serien laufen also in Zukunft parallel. Und so wie ich Renate und Günter kenne, werden sie noch sehr oft aufeinanderprallen.

Beide Reihen werden von Kunstfiguren "geschrieben" – juckt es Sie nicht in den Fingern, mal etwas als Torsten Rohde zu veröffentlichen? Haben Sie schon Ideen?
Ich habe als 82-jährige Oma angefangen und bin jetzt bei einem 63-jährigen Ex-Busfahrer gelandet. Ich selbst bin 47, ich nähere mich mir selbst also an :) Das wird aber die Zeit zeigen, im Moment habe ich keine konkreten Pläne.

"Wo kommen wir denn da hin" von Günter Habicht ist am 1. November bei Ullstein Tb. erschienen und in der KW 44 neu auf Platz 4 in die Börsenblatt-Belletristikcharst (TB) eingestiegen.

Die Website von Renate Bergmann: https://renatebergmann.de/