Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Kermani rückt auf Platz 1

9. Februar 2022
von Börsenblatt

Friedenspreisträger Navid Kermani holt sich mit seinem aktuellen Titel in dieser Woche den ersten Platz beim Sachbuch. Die Erinnerungen eines 99-jährigen an die Schlacht von Stalingrad kommen ebenfalls aufs Podest. Neu dabei ist auch ein Insiderblick auf die monetäre Machtelite Chinas. Louise Penny gelingt mit einem weiteren Fall für Gamache der höchste Sprung in die Belletristikliste.

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Ermittlungszeitraum: 31. Januar bis 6. Februar 2022

In der aktuellen Woche kommen 15 Titel neu in unsere Charts und 13 schaffen den Wiedereinstieg. Den höchsten Satz davon macht – Platz 6 bei der Belletristik (TB) – die US-Bestsellerautorin Colleen Hoover mit dem romantischen Thriller "It Ends With Us" (Simon & Schuster, 2016). Dazu könnte ihr TikTok-Account beigetragen haben. Die deutsche Ausgabe "Nur noch ein einziges Mal" ist 2017 bei dtv erschienen. In einem aktuellen Ranking ihrer Bücher durch die Goodreads-Community belegt "It Ends With Us" laut "Business Insider" den ersten Platz.

Mit zwei weiteren Titeln ist Hoover in der Paperbackliste präsent: "Für immer ein Teil von dir" ist gerade auf Deutsch gekommen (dtv; ET: 2. Februar; Ü: Michelle Landau, Kattrin Stier) und klettert auf Platz 3 (Vorwoche: neu auf Platz 20). Sicher auch ein Grund für das Interesse an Backlist-Titeln der Autorin. Neben "It Ends With Us" kehrt auch "Verity" (dtv; ET: März 2020; Ü: Katarina Ganslandt) in die Charts zurück: Platz 24.

Belletristik (Hardcover)
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Nach einer Woche Abstinenz schiebt sich Michel Houellebecq mit "Vernichten" (Dumont; ET: 11. Januar; Ü: Stephan Kleiner, Bernd Wilczek) wieder auf den Belletristik-Thron (Hardcover). Martin Suter rutscht mit seiner Schweinsteiger-Biografie auf den Silberrang.

Die Erstbezüge von "Vernichten" seien sehr hoch gewesen, so Dumont auf Anfrage zur Auflagenzahl. Darauf hatte man sich offenbar eingestellt: "Wie immer bei Houellebecq. Wie es auch sonst unseren Erfahrungen entspricht, kommt es dadurch im ersten Monat nach Erscheinen nicht zu großen Nachbestellungen." Aktuell sei kein weiterer Nachdruck geplant. "Wenn er kommt, sind wir aber für dieses Buch gut bevorratet mit Papier." Den Preis des Buches habe man etwa angesichts gestiegener Papierkosten nicht höher angesetzt.

Hat der neue Titel auch das Interesse an der Houellebecq-Backlist angekurbelt? "Ja, auch die Nachfrage nach den anderen Titeln des Autors oder nach dem Sammelband von Agathe Novak-Lechevalier 'Michel Houellebecq' hat sich erhöht", berichtet der Verlag.

Jeder neue, humorvolle Familienroman von Susanne Fröhlich hat quasi Bestsellergarantie, so auch "Heimvorteil" (Knaur; ET: 1. Februar) – neu auf Platz 14 in der Belletristikliste (Hardcover) und einziger Neueinsteiger dort. Die drei Kinder der 68-jährigen, verwitweten Jutta wollen diese nicht ganz uneigennützig dazu bewegen, aus dem ihrer Meinung nach viel zu großen eigenen Haus auszuziehen – haben aber die Rechnung ohne ihre agile Mutter gemacht. Die begibt sich zunächst einmal auf Deutschlandtour, um altersgerechte Wohnideen zu sammeln.  

Top-Einsteigerin bei der Belletristik überhaupt – Platz 2 in der Paperbackliste – ist die Kanadierin Louise Penny mit "Totes Laub" (Kampa; ET: 27. Januar; Ü: Nora Petroll), dem elften Fall für Armand Gamache.

"The Love Hypothesis" (Little, Brown; ET: Oktober 2021) von Ali Hazelwood, eine an der Universität angesiedelte Romanze, schafft schon in der Originalversion den Sprung in die Charts: Neu auf Platz 17 in der Taschenbuchliste (Belletristik). Die deutsche Ausgabe "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" (Ü: Christine Strüh, Anna Julia Strüh) ist für den 14. Februar bei Rütten & Loening Berlin angekündigt. 

Sachbuch (Hardcover)
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Die Spitzenposition beim Sachbuch (Hardcover) holt sich in dieser Woche (Vorwoche: 3) Friedenspreisträger Navid Kermani mit "Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen" (Hanser; ET: 24. Januar).

Die Startauflage habe 50.000 betragen, von denen der größte Teil ausgeliefert sei, so der Verlag gegenüber Börsenblatt online. Auflage 2 und 3 sind im Druck: "Wir haben frühzeitig Papiervorrat anlegen lassen, die Herausforderung ist das besondere Einbandmaterial, das mehr Zeit in der Verarbeitung z.B. zum Trocknen benötigt."

Wie kam das Projekt zustande? Navid Kermani habe "selbstverständlich freie Hand in der Wahl seiner Themen, hier waren wir schon früh in enger Abstimmung. Es war uns wichtig, ein Buch im Programm zu haben, das zeigt: Der Islam ist mehr als das, was ihn in die Zeitung bringt. Und wenn Navid Kermani dem Wesen dieser Religion nachgeht, entsteht ein Buch, das ganz allgemein Fragen nach Gott stellt. Das berührt Jugendliche ebenso wie Erwachsene."

Neu auf Platz 2: Als junger Soldat hat Hans-Erdmann Schönbeck an der Schlacht in Stalingrad 1942/43, einem Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, teilgenommen – und schwer verletzt überlebt. Schönbeck, der am 9. September 2022 100 Jahre alt wird und einer der letzten Zeitzeugen ist, hat seine Erinnerungen Tim Pröse erzählt. Daraus ist "Hans-Erdmann Schönbeck: '... und nie kann ich vergessen'" (Heyne; ET: 2. Februar) entstanden. Er schreibe kein klassisches Geschichtsbuch mit ihm als Kronzeugen, wie man vielleicht denken könnte, so Pröse im Vorwort. "Auch keines über die neuste historische Forschung oder Wissenschaft. Dieses Buch ist ein Porträt über einen Überlebenden. Ein Nachdenken und noch mehr ein Nachfühlen über Leben und Sterben und über das Weiterleben nach einem Beinahe-Ende. Es ist auch eine Spurensuche nach Menschlichkeit in einer damals unmenschlichen Zeit. Auch deswegen ist es ein Antikriegs-Buch." Schöneck erzählt von seinem inneren Widerstand gegen Hitler. Und von der verpassten Gelegenheit, diesen zu töten, als er ihm in der Wolfsschanze ganz nah kam, so der Klappentext.

  • Das Buch wurde am 2. Februar im "heute journal" (ZDF) vorgestellt: hier geht es zum Video.

Pröse hat zuvor unter anderem Widerstandskämpfer, Lebensretter und Überlebende des NS-Terrors porträtiert ("Jahrhundertzeugen"; Heyne 2016) und die Biografien "Hallervorden. Ein Komiker macht ernst" (Hoffmann und Campe, 2017), "Mario Adorf. Zugabe!" (Kiepenheuer & Witsch. 2019) sowie "Jan Fedder – Unsterblich" (Heyne 2020) verfasst. Mit der Fedder-Biografie etwa belegte er Platz 14 in unseren Sachbuch-Jahrescharts 2020 (Hardcover).

Mit der deutschen Geschichte von 1918 bis 1945 befasst sich "Zerborstene Zeit" (C.H. Beck; ET: 26. Januar) des Historikers Michael Wildt. Er beginnt seine Chartreise auf Rang 19. Eine nuancierte "Geschichte von unten", die stark auf Tagebücher und unterschiedliche Selbstzeugnisse zurückgreift: Ein "großartiges und originelles Buch", so der Historiker Dietmar Süß in seiner Rezension in der "Süddeutschen Zeitung".

Chinas Machtelite: Ein Blick hinter den Gold-Vorhang

Begleitlektüre zu den Winterspielen in Peking: 52 Plätze aufwärts geht es für "Chinesisches Roulette" (Droemer; ET: 1. Februar; Ü: Gebauer, Stephan) den "Insiderbericht aus Chinas Elite" – sicherlich hat die kritische Berichterstattung über das Land anlässlich der gerade laufenden Winterspiele in Peking zum Erfolg des an sich schon spannenden Titels beigetragen. Neu auf Platz 10 beim Sachbuch (Hardcover) und Aufsteiger der Woche. Der Verlag hat das Erscheinen perfekt in die Spur gesetzt. Autor Desmond Shum, früher Finanzinvestor in Peking und Mitglied der "roten Milliardärskaste", wohnt heute in England. Er zeichne ein "Sittenbild der hedonistischen politischen Elite zu Beginn des Jahrtausends", lobte die "FAZ".

Von null auf Platz 1 springt beim Sachbuch (PB) ein Titel, bei dem man sich zwar die Augen reibt, aber angesichts der regelmäßigen Anti-Corona-Demonstrationen auch nicht mehr wundert: "Der Kult" von Gunnar Kaiser, erschienen Ende Januar bei Rubikon. In der Leseprobe heißt es unter anderem: "Wie gelingt es einigen wenigen, so viele Menschen in Geiselhaft zu halten und sie mit dem Versprechen von mehr 'Freiheiten' dazu zu verführen, sogar einen genbasierten Stoff an sich ausprobieren zu lassen ...". Das zeigt, welches Klientel sich von dem Buch angesprochen fühlen dürfte.

Ratgeber
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Annina Schäflein und Lena Merz, bekannt durch ihren Blog breifreibaby.de, landen mit ihrem neuen Titel neu auf Platz 4 in der Ratgeberliste: "Zuckerfreie Snacks für Babys und Kleinkinder" (Gräfe und Unzer; ET: 2. Februar) ist 64 Seiten stark und bietet "kinderleichte Rezepte" für Snacks, Muffins, Pfannkuchen, Keksen & Co., die sich in kurzer Zeit und auf Vorrat zubereiten lassen.

Der Link zu den Wochenlisten:

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.