Mit "Ein Hof und elf Geschwister" (C.H. Beck) hat Ewald Frie eines der schönsten Sachbücher 2023 geschrieben. Als Lohn gab es den Deutschen Sachbuchpreis und Platz 3 in unseren Jahrescharts. Was ihn daran besonders freut, erzählt der Historiker im Interview.
Ewald Frie
"Irgendwann mal" würde ich die außergewöhnliche Versuchsanordnung meiner Familie – elf Geschwister der Geburtsjahre 1944 bis 1969, alle prinzipiell kooperationsbereit und auskunftsfreudig – nutzen, hatte ich mir seit Jahrzehnten vorgenommen. Als die Pandemie alle Forschungsplanungen zunichte machte, war die Zeit gekommen.
Wissenschaftliche Seriosität ebenso produktiv zu machen wie familiäre Nähe.
Wie bei der Weltgeschichte 2017: Sehr produktiv. Ich lerne mit jedem Buchprojekt. Diesmal vor allem in Bezug auf Cover und Titel.
Ich freue mich, wenn ich gelobt werde. Ich freue mich diesmal besonders, weil das Buch eine sehr breite Zielgruppe im Dreieck zwischen Wissenschaft, Landwirtschaft und bäuerlich geprägten Bildungsumsteigern anspricht. Wichtig ist aber auch, kurz und einigermaßen treffend das gesagt zu haben, was ich sagen will. Wenn das gelungen ist, kann ich mit verschiedenen Arten von Kritik gut umgehen.
In vielen Mails, die ich erhalten habe, kommt das Wort "Danke" vor. Auch im persönlichen Gespräch bringen Menschen zum Ausdruck, dass sie nach der Lektüre sich selbst, ihre Familie und ihre Geschichte in Nähe und Abgrenzung zum Fall unserer Familie besser verstehen können. Das hat mich sehr überrascht.
Ich arbeite an mehreren Themen. Die meisten sind von der westfälischen Landwirtschaft weit entfernt. Immer aber geht es darum, individuelle Erfahrung und große Geschichte zusammenzubringen.
Ewald Frie ist laut Verlag auch 2024 für Veranstaltungen noch stark nachgefragt, beginnend mit dem Saisonauftakt im Literaturhaus Frankfurt/Main am 15. Januar (alle Termine).
