Panel zu digitalen Wachstumschancen

"Für meine Buchhandlung ist KI ein Gamechanger"

6. Juni 2025
Christina Schulte

Technologie als Motor für den stationären Buchhandel? Auch das geht. Best-Practice-Beispiele aus Düsseldorf und Berlin gab es auf einem Kongresspanel über "Digitale Wachstumschancen".

Auch Thalia muss noch lernen

Zum Start der Podiumsrunde setzte Handelsexpertin Marilyn Repp einen Rahmen, in dem sich der stationäre Handel derzeit bewegt - und definierte drei Treiber:

  1. KI mit ihren Chancen und Herausforderungen, die sich immer schneller entwickelt.
  2. Chinesische Plattformen mit komplett neuen Geschäftsmodellen. Sie funktionieren direkt vom Produzenten zum Händler und schalten Teile der Wertschöpfungskette aus.
  3. Entertainment und Unterhaltung als Konsum-Einstieg: Händler müssen mehr bieten als nur Produkte, zum Beispiel Events, Werte, Communities.

Repp blickte zurück auf den Start der TikTok-Shops in Deutschland, der im März erfolgte. Live-Shopping allein sei nicht das Vehikel, um die Menschen zu begeistern, so ihr Zwischenfazit. Vielmehr gehe es darum, eine Entertainment- und Contentstrategie zu entwickeln, die auf den Shop zugeschnitten ist.

Repp hat Thalias TikTok-Shop analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es Thalia genau daran noch mangelt. Die Dynamiken der Plattform und der Community noch besser zu verstehen und die digitale Strategie darauf abzustimmen: Dieser Lernprozess gelte auch für Thalia.

Dussmann-Geschäftsführerin Andrea Ludorf beim Panel Digitale Wachstumschancen - Technologie als Motor für den stationären Handel

Wir wollen das Einkaufserlebnis so optimal wie möglich gestalten.

Andrea Ludorf, Dussmann Das Kulturkaufhaus, Berlin

Dussmann nutzt KI für die Produktsuche

Zwei Buchhändlerinnen saßen auf dem Podium, die sich bereits ausführlich mit digitalen Tools und KI beschäftigen: Anja Urbschat vom Local Bookshop in Düsseldorf und Andrea Ludorf, Geschäftsführerin von Dussmann Das Kulturkaufhaus. Einen Shop bei TikTok haben beide noch nicht, beobachten aber die Entwicklung.

Bei Dussmann werde KI an vielen Stellen eingesetzt, berichtete Ludorf. Beispielsweise bei der Autodisposition oder der Optimierung der Logistik. Im Backoffice wird Copilot genutzt, auch im E-Commerce ist eine KI aktiv, die den Kund:innen bei der Produktsuche hilft. „Wir wollen das Einkaufserlebnis so optimal wie möglich gestalten“, erläuterte Ludorf.

Buchhändlerin Anja Urbschat über ihren localbook.shop

Ohne KI könnten wir unsere 300 Bücher-Abonnements gar nicht managen.

Anja Urbschat

Digitalisierung und Buch passen zusammen

Für Anja Urbschat ist Künstliche Intelligenz gar ein „Gamechanger“ für ihr Geschäft. Genutzt wird ChatGPT im Local Bookshop etwa bei der Datenverarbeitung, im Vertrieb oder der Verwaltung der überregionalen Bücherabos mit ca. 300 Abonnenten. „Ohne die KI könnten wir das nicht managen“, so Urbschat.

Im Local Bookshop arbeitet nicht nur die virtuelle KI mit, sondern seit drei Jahren auch ganz physisch die humanoide Roboterin Peppa, die Kund:innen im Laden begrüßt. „Sie ist ein ganz klares Zeichen dafür, dass wir dem Digitalen gegenüber aufgeschlossen sind,“ meint Buchhändlerin Urbschat. Und man zeige der Kundschaft damit auch, dass die Digitalisierung und das traditionelle Medium Buch zusammenpassen würden.