Börsenverein: Diskussion zum AI Act

"Wir brauchen dringend die Unterstützung der Politik mit echten Taten"

16. Oktober 2025
Sabine van Endert

"Schamlose Ausbeutung", "digitaler Kolonialismus", "geistiger Vampirismus": Kulturstaatsminister Wolfram Weimer fand bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse klare Worte für die Art, wie Tech-Giganten ihre KI-Systeme füttern. Nur was folgt daraus? Eine vom Börsenverein organisierte Diskussionsrunde über den AI Act und die Zukunft der Kreativität in Europa fand Lösungen, die von Transparentpflicht bis Plattformabgabe reichten. 

 

Sven Lehmann, Nicole Pfister Fetz, Sabine Richly (Moderation), Christian Meyer-Seitz, Barbara Gessler

"Kotau vor der Tech-Wirtschaft oder Fair Play?" So übertitelte die Frankfurter Buchmesse eine Diskussion zum AI Act mit Sven Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen), Nicole Pfister Fetz (European Writers‘ Council), Christian Meyer-Seitz (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Sabine Richly (Digital Media Consulting) und Barbara Gessler (Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland). 

Barbara Gessler eröffnete die Diskussionsrunde mit einem Statement, in dem sie die Initiative für den AI Act lobte: "In Zeiten von geopolitischen Lagen wollen wir der Kontinent sein, wo es Rechtssicherheit gibt und wo man sich darauf verlassen kann, dass die Regeln eingehalten werden." Es gelte nun in einem ständigen Balanceakt zwischen legitimen wirtschaftlichen Interessen und der Verantwortung für Kreative in Europa und deren wirtschaftliche Interessen zu jonglieren. 

Nicole Pfister Fetz, die als Vorsitzende des European Writers Council die Interessen von 250.000 Autorinnen und Autoren in Europa vertritt, wollte einen Schritt zurückgehen und klar stellen: "Wir sind die Schöpfer, wir wurden bestohlen, amerikanische Unternehmen machen mit unserem geistigen Eigentum Milliardenumsätze." Die Richtlinien für die Umsetzung des AI Acts hätten Tech Konzerne mitgestaltet, für Kreative sei das Ergebnis schlecht. "Wir brauchen dringend die Unterstützung der Politik mit echten Taten", so Pfister Fetz. 

Christian Meyer-Seitz teilte seine Beobachtung, dass nach abgeschlossenem Aufbau nun die zweite Generation des KI-Trainings beginne. "KI wird nun nach Nutzerbedürfnis trainiert und das dürfte eine veränderte urheberrechtliche Betrachtung nach sich ziehen", meinte Meyer-Seitz. 

Sven Lehmann würde gern wissen, ob Produkte überwiegend von Menschen gemacht wurden oder von KI erstellt wurden. Deshalb freut er sich darüber, dass die Buchbranche über eine Kennzeichnung nachdenkt. Labeling? Vielleicht. Aber die Kennzeichnung sollte auf der anderen Seite liegen und KI-erstellte Produkte kennzeichnen, findet Pfister Fetz. "Bitte die Last nicht immer auf uns abladen", wünscht sie sich. Der Grünen-Vertreter möchte außerdem - ebenso wie der Kulturstaatsminister - eine Digitalabgabe auf Werbeumsätze großer Onlineplattformen wie Google und Meta durchsetzen. Die geplante Digitalabgabe soll mindestens zehn Prozent der Werbeumsätze von Plattformen erfassen. Wie die Keativen davon profitieren, kam nicht zur Sprache.