Der Leitfaden, der sich mit der barrierefreien Umsetzung von E-Books im EPUB3-Format beschäftigt, nennt gleich am Anfang einen zentralen Pluspunkt der Barrierefreiheit: Publikationen, die nach diesen Kriterien produziert werden, sind letztlich oft die besseren Dokumente für alle Leserinnen und Leser – weil sie sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen, motorischen Einschränkungen wie Tremor, bei Sehschwäche oder Epilepsie problemlos nutzen lassen. Kurzum: Der Kreis der potenziellen Leser:innen wird größer.
Bei der Umstellung bringen EPUBs besondere Vorteile mit sich: "Sehr viele Anforderungen der Barrierefreiheit lassen sich hier über vollautomatische Arbeitsschritte erfüllen", weiß Carsten Schwab, als Geschäftsleiter Herstellung bei Diogenes schon lange mit dem Thema befasst. "Dafür benötigt man allerdings strukturierte Inhaltsdaten und Produktionsprozesse, die eine entsprechende Automatisierung überhaupt erst ermöglichen. Wer diese Voraussetzungen (noch) nicht erfüllt, hat eine große Aufgabe vor sich."
Schwab hat den EPUB-Leitfaden verantwortlich mitentwickelt. Sein Praxistipp für die Anwendung: "Nutzen Sie die Hilfestellungen der Taskforce, sprechen Sie mit den Betroffenen und mit Ihren technischen Dienstleistern. Und dann fangen Sie dort an, wo Sie bereits mit relativ wenig Aufwand einen vergleichbar hohen Nutzen stiften können."
Besonders wichtig bei E-Books im EPUB-Format ist die Trennung von Inhalt und Gestaltung: Die hierarchische Struktur des Textes muss aus der Codierung der Daten hervorgehen und sich auch ohne typografische Auszeichnungen erschließen, damit Sprachsoftware sie akustisch nachbilden kann. Überschriften etwa dürfen nicht einfach im Schriftgrad vergrößert sein, sondern müssen durch Verwendung der entsprechenden HTML-Elemente kenntlich gemacht werden.
Grundsätzlich gilt, dass sich Barrierefreiheit umso einfacher herstellen lässt, je früher sie im Prozess berücksichtigt wird. Das beginnt idealerweise bereits bei den Autor:innen. Mit ihrem Fachwissen können sie zum Beispiel Alternativtexte für Abbildungen formulieren, die mit Worten veranschaulichen, was dort zu sehen ist.