DigiCamp in München | BOOKBYTES

Wie der KI-Krimi ins smarte Auto kommt

31. März 2023
von Börsenblatt

Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte das DigiCamp endlich wieder seine virtuellen Zelte aufschlagen: Im Werk 1 in München diskutierten 70 Gäste am 24. März über technologische Neuerungen und Nutzungsfelder für die Buchbranche. Ein Rückblick von Friederike Eickelschulte.

Gäste beim DigiCamp in München

Netzwerktreffen: Das DigiCamp in München

Gastgeber waren der Landesverband Bayern und die IG Digital des Börsenvereins, begrüßt wurden die Camp-Gäste von Hermann Eckel und Roland Große Holtforth, beide im Sprecherkreis der IG Digital vertreten.

Zum Einstieg in den Thementag (Motto: „Verkaufen im Digitalen Zeitalter: Smart Cities, Smart Mobility, Smart Homes”) gab Jacqueline Hoffmann vom MedienNetzwerk Bayern einen Einblick in neue Medien-Trends – etwa in urheberrechtliche Fragen bei KI-generierten Inhalten und in das wachsende Spannungsfeld zwischen Frust und Trust in digitalen Netzwerken: Die Fülle an Themen und Kanälen (und deren geringe Selbstwirksamkeit) kann bei Usern für Frustrationen sorgen, die Suche nach vertrauenswürdigen Quellen und Inhalten wird immer komplexer.

Vor allem jüngere Zielgruppen würden sich deutlich seltener bei etablierten Nachrichtenkanälen und stattdessen bei einzelnen, privaten Personen und Communities informieren, so Jacqueline Hoffmann.

Die Workshop-Stationen

An fünf Workshop-Stationen konnten die Digi-Camp-Gäste anschließend verschiedene Nutzungsideen für Künstliche Intelligenz rund um das Thema Geschichten erleben:

  • Drive Crime, ein interaktives Hörspiel im smarten Auto, vorgestellt von Jim Sengl, MedienNetzwerk Bayern. Bei der IAA in München 2021 wurde die Idee getestet, in smarten Autos Geschichten anzubieten und so die freigewordenen Räume und technischen Fortschritte zu nutzten. Ergebnis: von den Testpersonen sind KI-generierte Geschichten erwünscht, die mitfahrende Kinder unterhalten und die der Fahrzeit angepasst sind, aber den Fahrer nicht ablenken.
  •  „Die kleine KI Nimmersatt“, oder wie die KI ein Kinderbuch schreibt, präsentiert von Detlef Bauer und Christoph Scheyk, Libri GmbH. Innerhalb von 30 Sekunden schreibt ein neues, auf KI basierendes Tool eine kurze Kinderbuchgeschichte und entwirft dazu auch erste KI-kreierte Bilder. Stilrichtung und Länge können vorgegeben werden. Aus dem Ergebnis wird anschließend dann eine zweite, verbesserte Version erstellt. Fazit: Geschichte und Bilder sind für die Kürze der Zeit erstaunlich vielfältig und qualitätsvoll.
  • Audiowalks: Hörspaziergänge via App, vorgestellt von Fabian Eck, Storydive. Die App fügt Navigation und Storytelling zusammen. Wenn der Nutzer abbiegt, kann die Geschichte (der Schrittgeschwindigkeit angepasst) den neuen Kurs sofort umsetzen und weitererzählen. Vor allem im Tourismusbereich und für ortsbezogenes Storytelling eine tolle Lösung.
  • Bücher sezieren mit KI für intelligente Metadaten, präsentiert von Andreas Köglowitz, Bookwire GmbH. Der Inhalt eines Buches wird in die kleineste Informationseinheit „Wort“ zerlegt. Jedes Wort wird gewichtet und kategorisiert. Dadurch ergibt sich eine Liste von Kategorien, die wiederum Rückschluss auf den Inhalt zulassen. Damit wird eine inhalts- und datenbasierte Kategorisierung/-Platzierung sowie kontextualisierte Werbung möglich, die vor allem für Plattformen von Apple, Amazon oder Google mit Filterfunktionen sinnvoll einsetzbar ist.
  • SUMM: Leichte Sprache – leicht gemacht, vorgestellt von Vanessa Theel, SUMM-ai. Dieses Tool ist eine Übersetzungshilfe, die für über 10 Millionen Menschen in Deutschland, die auf so genannte leichte Sprache angewiesen sind, eingesetzt werden kann. Mithilfe dieses Tools ist es möglich, innerhalb von Sekunden jeden Text in leichter Sprache zu überführen. Vor allem im öffentlichen Bereich und im Rahmen des barrierefreien Zugangs zu Informationen ist das Ergebnis sehr beeindruckend.

Die Zukunft ist schneller da als gedacht: Das war der Tenor beim abschließenden Austausch im Plenum. Die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz sind inzwischen so groß und vielfältig, dass auch kreative Arbeit davon betroffen ist.

Die gute Nachricht: Es gibt in der Buchbranche viele Ideen, um die Entwicklung mitzugestalten und zu meistern. Damit das gelingt, ist es allerdings unerlässlich, vorausschauend zu planen und sich mit den technischen wie mit den gesellschaftlichen Chancen und Risiken zu beschäftigen.

Gefördert wird das DigiCamp vom MedienNetzwerk Bayern, 3w+p Typesetting Automation Experts und tolino media. Die Organisation liegt bei Stefanie Herr vom Börsenverein sowie bei Klaus Beckschulte und Friederike Eickelschulte vom Landesverband Bayern.