Veränderungen im stationären Einzelhandel

1 Milliarde Einkäufe weniger mit Bargeld

4. November 2020
von Börsenblatt

Nach Berechnungen des EHI Retail Institutes wird der Transaktionsanteil des Bargelds an deutschen Einzelhandelskassen in diesem Jahr um 5 Prozentpunkte und der Umsatzanteil um 5,3 Prozentpunkte zurückgehen.

Entsprechend zulegen können die verschiedenen Varianten der Kartenzahlung, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die heute im Rahmen des EHI Payment Kongresses vorgestellt wurde. Insbesondere während der ersten Lockdown-Phase im März und April hatten Handelsunternehmen aus Hygieneerwägungen zum Schutz von Kunden und Kassenpersonal verstärkt kontaktloses Bezahlen propagiert; ein Treiber der Entwicklung war der Lebensmitteleinzelhandel.

Girocard gewinnt

Das Bargeld büßt rund 1 Milliarde Transaktionen im Gesamtwert von 27,927 Milliarden Euro ein. Vor allem das Bezahlen per girocard und in deutlich geringerem Maß auch das Bezahlen per Kreditkarte profitieren davon. Laut EHI-Studie wird der Anteil der Girocard von 33,6 auf 40,2 Prozent steigen, während das unterschriftbasierte Lastschriftverfahren auf 5,8 Prozent etwa zwei Prozentpunkte verliert. Dennoch sind beide Varianten der Girocard-Nutzung im Handel gemeinsam mit einem Anteil von 46 Prozent erstmals und sogar deutlich umsatzstärker als Bargeld. "In jedem Fall wird das Jahr 2020 als das wachstumsstärkste Jahr für unbares Bezahlen in Deutschland seit Beginn der regelmäßigen Erhebungen durch das EHI im Jahr 1994 eingehen", so Horst Rüter, Leiter des Forschungsbereichs Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung des EHI. Nur vergleichsweise moderat können Kreditkarten in der Krise profitieren. Ihr Anteil erhöht sich von 7,6 auf 8,4 Prozent. Hierbei sind auch App-basierte mobile Zahlungen, z. B. via Apple Pay oder Google Pay, berücksichtigt.

Mehr kontaktloses Bezahlen

Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Transfer vom Bargeld zur Karte nachhaltig sein wird. Für die nächsten Jahre erwartet das EHI weitere Zuwächse für unbares Bezahlen im Volumen von etwa 3 Prozentpunkten, insbesondere bedingt durch das bei Kundschaft und Handel gleichermaßen beliebte kontaktlose Bezahlen, das schon jetzt gut die Hälfte des Kartenumsatzes abdeckt und sich durch erhöhte Limits (Girocard von 25 auf 50 Euro) und die krisenbedingten Hygienemaßnahmen des Handels weitere Anteile erschließen wird.

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