Händler fordern klare Corona-Regeln

„Das Geld kommt gar nicht an“

6. Januar 2021
von Börsenblatt

Das kontaktlose Abholen von Waren (Click & Collect) müsse erlaubt bleiben – und Überbrückungshilfen jetzt vereinfacht werden – das fordert der Handelsverband HDE. Dem Handel fehlen Milliarden. 

„Den Lockdown einfach nur zu verlängern und keinerlei Perspektiven oder Pläne für eine Wiedereröffnung der Geschäfte zu präsentieren, ist zu wenig. Die geschlossenen Handelsunternehmen brauchen jetzt klare Aussagen, unter welchen Bedingungen sie wann ihren Betrieb wieder aufnehmen können“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Derzeit sei nicht eindeutig geklärt, bei welchen Corona-Zahlen und Inzidenzwerten mit einer Lockerung für den Einzelhandel gerechnet werden könne. Die Händler aber müssten entscheiden, ob sie Ware bestellen und Marketingmaßnahmen planen. Dafür bräuchten sie zumindest eine einigermaßen zuverlässige Grundlage.

Geld kommt nicht an: zu hohe Hürden – zu viel Bürokratie

Zudem moniert der HDE, dass die staatlichen Hilfen auch weiterhin für viele notleidende Händler keine wirksame Unterstützung bringen. „Wenn die Politik den Non-Food-Handel schließt, dann muss sie auch die entstehenden wirtschaftlichen Schäden abfedern“, so Genth. Große Teile einer Branche in den künstlichen Winterschlaf zu schicken, ohne gleichzeitig für entsprechende Notunterstützung zu sorgen, sei „extrem kurzsichtig“.

Die aktuell verfügbaren und angekündigten Überbrückungshilfen seien für den Einzelhandel nicht passend. Zudem kommt selbst das bereits zugesagte Geld gar nicht oder zu spät an.

  • Der Einzelhandel insgesamt erhielt im vergangenen Jahr 2020 Überbrückungshilfen in Höhe von 90 Millionen Euro.
  • Der vom Lockdown betroffene Nonfood-Handel verzeichnete im selben Zeitraum 36 Milliarden Euro Umsatzminus durch die Schließungen.
  • Die staatlichen Hilfen reichten laut HDE nicht einmal für die Begleichung der Fixkosten. Diese lagen bei rund 12 Milliarden Euro.

„Wenn die Hilfen nicht angepasst werden, gibt es für viele Händler keine Zukunft mehr. Es zeichnet sich eine Pleitewelle ab, wie wir sie noch nicht erlebt haben“, so Genth weiter.

Für die Nutzung von Click & Collect und den Einkauf im Lebensmitteleinzelhandel drängt der HDE darauf, Ausnahmen bei den Mobilitätsbeschränkungen in Hotspots festzulegen. Ansonsten nehme man vielen geschlossenen Händlern eine der letzten Möglichkeiten, wenigstens noch einigen Umsatz zu erzielen.

Währenddessen formiert sich auf dem Messenger-Dienst Telegram und auf Twitter Widerstand einzelner Händler. Unter dem Hashtag #wirmachenauf kündigten verschiedene Händler an, am 11. Januar entgegen geltender Verbote und drohender Strafen wieder öffnen zu wollen. Darauf stehen aber wegen der gesundheitlichen Risiken für die Kunden empfindliche Strafen – bereits der Aufruf durch die entsprechenden Händler könnte ein juristisches Nachspiel haben und hatte Kritiker:innen auf den Plan gerufen.