Buchhandel in der Pandemie

"Die Corona-Krise wird vorbeigehen - und wir sind da."

21. April 2021
von Christina Busse

Buchhändler Andreas Frank übernimmt in der Pfalz zwei Filialen der Buchhandlung Oelbermann. Warum expandiert er gerade jetzt?  

Mit Ihren jetzt sechs Standorten kann man Sie als Regionalfilialisten bezeichnen. Was hat Sie mitten in der Corona-Krise dazu bewogen, Ihr Filialnetz weiter auszubauen?
Das war Zufall und ging ruckzuck. Ein Außendienstmitarbeiter von Libri hat im Gespräch erwähnt, dass Evelyne Oelbermann ihre Buchhandlungen verkaufen wolle. Wir hatten im Januar erstmals Kontakt, waren uns auf Anhieb sympathisch, der Preis stimmte – was sonst meist nicht der Fall ist – und sind uns schnell einig geworden. Ein Betriebsberater hat drübergeschaut, und Ende Februar war der Vertrag unter Dach und Fach.

Beide Buchhandlungen liegen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Schifferstadt hat knapp 19 000 Einwohner, Limburgerhof knapp 12 000. Was hat Sie davon überzeugt, dass Sie gerade hier gut für die Zukunft aufgestellt sind?
Zuerst einmal war mir wichtig, dass das Geschäft ohne größere Investitionen weiterlaufen kann. Die Ausgaben für neue Beleuchtung, Teppichboden und Farbe sind überschaubar. Außerdem ist das Rechnungsgeschäft interessant, und wir konnten erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen. Wir haben auch einen guten Stand, weil die beiden Städtchen recht kaufkräftig sind. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Kundinnen und Kunden wirklich begeistert sind, dass es weitergeht. Sogar in unserem Stammhaus in Grünstadt gehen dankbare E-Mails ein – das macht einfach Spaß.

Wie sieht Ihr Konzept aus?
Es muss ausreichend Personal im Laden sein. Über die persönliche Ansprache kann man punkten, besonders wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst vor Ort verwurzelt sind. Unser Team zählt um die 25 Köpfe, von der Vollzeitkraft bis zur Aushilfe. Mit unserem Sortiment wollen wir möglichst breite Interessen abdecken, etwas Non-Book gehört auch dazu: Der Kunde mag es, wenn er zum Buch Kleinigkeiten für den Kindergeburtstag kaufen kann. Und wir sind im Veranstaltungsbereich sehr aktiv. 

Gibt es Synergie-Effekte, von denen Sie profitieren können?
Als ich meine zweite Buchhandlung eröffnet habe, geschah das aus Gründen der Kosteneffizienz. Heute haben wir die Rabatte schon ziemlich ausgereizt, große Sprünge sind da nicht mehr möglich. Trotzdem hat ein größeres Filialnetz Vorteile: Bei uns bestellen die einzelnen Mitarbeiter an den Standorten für ihre Warengruppen. Wir sind Mitglied im Nordbuch-Verbund – da klappt das gut. Gleichzeitig tauschen wir die Bestände zwischen den Filialen zweimal in der Woche aus, das gibt uns die Freiheit, etwas ausprobieren – was in dem einen Geschäft vielleicht nicht so gut läuft, ist im anderen der Renner. Außerdem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, mal einen Tag in einer anderen Filiale mitzuarbeiten und sich Inspiration zu holen, auch zum Beispiel in der Bedienung des Warenwirtschaftssystems.

Wie ist die Buchhandlung Frank bisher durch die Pandemie gekommen? 
Es gab negative und positive Auswirkungen. Im ersten Lockdown haben wir ausgeliefert, im zweiten konnten die Kunden ihre Ware an der Ladentür abholen. Teils hatten wir Monate, die 
vom Umsatz her besser waren als 2019. Zurzeit sind unsere Buchhandlungen geöffnet, die Bedingungen von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Zum Glück haben die Mitarbeiter immer alle Änderungen bestens im Blick. 

Hat sich Corona auf die Übernahme der beiden neuen Standorte ausgewirkt?
Nein, die Übernahme wäre vor zwei Jahren genauso verlaufen. Die Mitarbeiter in den Läden haben ab Ende Februar kommuniziert, dass es weitergeht, und es gibt Infos dazu auf der Website. Corona wird vorübergehen – und wir sind da.

BUCHHANDLUNG FRANK

2001 eröffnete der studierte Betriebswirt Andreas Frank seine erste Buchhandlung im pfälzischen Grünstadt (140 Quadratmeter). 
2006 gründete er eine weitere Filiale im nahen Bad Dürkheim (125 Quadratmeter). 
2017 folgten Übernahmen im hessischen Groß-Gerau (90 Quadratmeter) und in Eisenberg in der Nordpfalz (110 Quadratmeter).
Zum 1. April 2021 hat Frank zwei Filialen der Buchhandlung Oelbermann in Schifferstadt (150 Quadratmeter) und Limburgerhof (100 Quadratmeter) übernommen.

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