Küchenkalender

"Die Käufer haben ein gefestigtes Leben und eine Familie"

4. Oktober 2023
von Hanna Feige

Sie gehören in vielen Häusern zum festen Inventar: Kalender, die in der Küche hängen, in die man reinschreiben kann und in denen Rezepte stehen. Welche Kalender sind beliebt und wer kauft sie?

Lüneburg: Die Kalender bekommen bei Lünebuch einen großen Auftritt

Großformatige Bilder ziehen

Immer mehr Menschen organisieren ihren Tag in digitalen Kalendern und Apps und suchen Koch- und Backrezepte im World Wide Web. Macht das den traditionellen Küchenkalender überflüssig?

Die Antwort: Nein, zumindest beim DuMont Kalenderverlag sei der Absatz weiterhin gut, sagt Claudia Nölling-Schweers, die dort seit rund 25 Jahren Kalender zum Thema Kochen und Küche betreut. Darunter ist auch "DuMonts neuer Küchenkalender", den viele als den Klassiker unter den Küchenkalendern kennen. Er hat sich als Marke etabliert. Für die Fotografien, die jedes Monatsblatt schmücken, zeichnet seit 1998 Christel Rosenfeld verantwortlich, die die Produkte und Lebensmittel künstlerisch inszeniert.

In den vergangenen Jahren sei die Vielfalt an Koch- und Küchenkalendern zurückgegangen, bemerkt  Senior Editor Nölling-Schweers: "Deren Benutzung hat vermutlich abgenommen, weil sich heutzutage viele Leute von Kochportalen online inspirieren lassen. Gut verkaufen lassen sich aber nach wie vor großformatige Kalender mit Foodfotografie, die eher als Wandschmuck dienen. Wochenkalender mit viel Inhalt in Kooperation mit starken Marken, einschlägigen Portalen wie Chefkoch oder auch Verlagen wie GU funktionieren ebenfalls gut."

Hauptkäufergruppe 40 plus

Den DuMont Küchenkalender verkauft Nida Kilian, Leiterin der Buchhandlung Shakespeare und So in Mainz am häufigsten. "Das ist einfach ein absoluter Klassiker, den wir auch immer wieder bestellen", erklärt Kilian. Die Special Editions hingegen verkauften sich weniger gut. Kilians Eindruck ist, dass inzwischen die Größe entscheidend sei. "Große Kalender werden nicht so gut angenommen. Und vor allem Kalender mit zwei Monaten auf einer Seite sind nicht beliebt." Kilian vermutet, dass die Käufer:innen für solch eine lange Zeit nicht immer dasselbe Bild ansehen möchten.

Gut laufen laut Kilian neben dem DuMont-Klassiker auch Wochenkalender wie "Der literarische Küchenkalender" der Edition Momente, den Sybil Gräfin Schönfeldt über Jahrzehnte perfektioniert jat. In diesem Kalender wechseln sich Rezepte mit literarischen Zitaten ab, und die Grande Dame der Esskultur hat die Rezepte so komponiert, dass sie absolut praxistauglich sind..

Buchhändlerin Kilian hat nicht den Eindruck, dass die Zielgruppe der Küchenkalender besonders heterogen und durchmischt sei: "Bei uns werden Küchenkalender hauptsächlich von Menschen im Alter von 40 Jahren und älter gekauft. Diese Käufer haben in der Tendenz alle ein gefestigtes Leben und eine Familie.“ Außerdem werde der Kalender häufig eher als Dekoration und als Einrichtungsgegenstand behandelt. In der Gesamtbetrachtung der vergangenen Jahre sieht Kilian allerdings einen sinkenden Absatz von Küchenkalendern.

Angebote für jüngere Kund:innen erforderlich

Auch in der Buchhandlung Lünebuch in Lüneburg gehen die DuMont Küchenkalender gut; sie werden oft wegen der Marke gekauft, weiß Buchhändlerin Leena Kohn. Generell seien aber Küchenkalender "nicht die Verkaufsschlager schlechthin", berichtet Kohn. Sie habe den Eindruck, dass das Medium überholt sei. Mit 40 bis 50 Euro seien die Preise zudem recht hoch, das Angebot richte sich eher an Frauen mittleren bis höheren Alters. Um eine junge Zielgruppe zu erschließen, kann Kohn sich vorstellen, dass eine spezielle Edition für Studierende gut funktionieren würde, mit etwa digitalen Ergänzungen, über die dann Kochtipps oder Rezepte aufrufbar sind. Auch spezielle Editionen mit beispielsweise nur vegetarischen oder veganen Gerichten kann Kohn sich vorstellen. So könne man auch dem Problem der alternden Zielgruppe entgegenwirken.

Ein Fazit: Trotz Digitalisierung sind Küchenkalender weiterhin fest im Buchmarkt etabliert, besonders die Klassiker haben eine treue Käuferschaft. Dennoch ist die thematische Vielfalt in den vergangenen Jahren gesunken und die Verlage konzentrieren sich darauf, das Angebot abwechslungsreich zu gestalten. Eine Möglichkeit zur Verjüngung des Kundenalters wäre, Küchenkalender für spezielle Zielgruppen zu entwickeln, etwa für Studierende, die in Wohngemeinschaften leben – damit könnten Verlage neue Kund:innen gewinnen.