Als ich im jugendlichen Alter das erste Mal in Hamburg war, suchte ich abends die Buchhandlung Felix Jud auf und war angezogen von der edlen, geradezu britischen Anmutung der Ladenfront und dem sich in jedem Detail aussprechenden optischen Versprechen, dass Bücher und Kunstwerke etwas wert sind und es Schönheit gibt. Karl Lagerfeld sollte hier Kunde sein und ich ahnte, warum dem so war. Hier gab es keine »Non-Books«, keine Kochbücher mit beigelegtem Kochlöffel, in der Auslage lag nicht einmal ein Krimi.
Einige Jahre später erhielt ich zwei Briefe von Wilfried Weber, der von 1972 bis zu seinem Tod 2016 Miteigentümer von Felix Jud war. Er kannte alle und alle kannten ihn, zu einem Treffen kam es leider nicht mehr. Die nun alleinige Inhaberin Marina Krauth fragte mich dann, ob ich mir vorstellen könnte, in das 1923 gegründete Unternehmen einzusteigen und Geschäftsführer zu werden. Ich bat Freunde um Rat und hörte oft, dass dies ja alles schön sei, aber man würde die Karten doch heute nicht auf den stationären Einzelhandel mit altertümlichen »Produkten« setzen … Und dann Corona, Lockdown, das »new normal« mit Kontaktangst und Homeoffice – nichts wie weg?