Diversität

LGBTQ-Kinderbuch in Russland ab 18 veröffentlicht

18. August 2021
von Börsenblatt

Ein Bilderbuch, welches das Leben von Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern zeigt, musste in Russland ab 18 gekennzeichnet werden. Es ist jenes Bilderbuch, das eine ungarische Buchhandlung im Juli ein Bußgeld von 250.000 Forint kostete.

Weil auf einem Kinderbuch nicht darauf hingewiesen wurde, dass die Geschichte von einer Familie mit gleichgeschlechtlichen Kindern handelt, musste die ungarische Verlags- und Buchhandelssgruppe Líra 250.000 Forint Strafe zahlen. Wir berichteten im Juli von der ganzen Geschichte: Bußgeld, weil Warnhinweis auf Kinderbuch fehlt

Auch in Russland, ähnlich einschneidend gegenüber LGBTQ-Rechten, hat das Buch „Early Online Morning“ des amerikanischen Autors Lawrence Schimel eine Übersetzung gefunden. Genau wie in Ungarn wurde das Buch nicht von einem klassischen Verlagshaus herausgebracht sondern von der Stiftung „Sphere“, die sich in Russland für die Rechte von LGBTQ-Personen einsetzt.

Wie der Guardian berichtet, meint „Sphere“, dass sich durch Russlands Gesetz gegen sogenannte „homosexuelle Propaganda“ kein herkömmlicher Verlag für eine Übersetzung finden konnte. Um das Bilderbuch veröffentlichen zu dürfen, musste die Organisation das Kinderbuch mit einer Freigabe ab 18 kennzeichnen.

Der US-amerikanische Autor hat nach Guardian-Angaben die Rechte an der russischen Übersetzung an die Organisation mit Freude gespendet. Er und die Illustratorin Elīna Brasliņa lehnen die Verfolgung von LGBTQ-Personen in Russland entschieden ab.

Die gemeinnützige Organisation „Sphere“ kämpft seit vielen Jahren gegen die LGBTQ-feindlichen Gesetze in Russland. Mit der Übersetzung möchte die Organisation zeigen, wie absurd das Gesetz ist. "Dieses Gesetz schützt niemanden vor irgendetwas. Vielmehr dient es als Instrument, um 1) den Zugang zu Informationen zu beschränken und 2) Diskriminierung in Form von Homophobie und Transphobie in der Gesellschaft zu legitimieren - und das alles, während echte Familien mit echten Kindern darunter leiden“, so die Organisation gegenüber dem Guardian.

Bisher habe die Organisation 500 Exemplare gedruckt und an andere LGBTQ-Organisationen und queere Aktivisten herausgegeben. Geld verdienen möchte man mit dem Buch allerdings nicht, viel mehr wolle man für Repräsentation und gegen das Gesetz kämpfen.