E-Commerce

Liebe auf den zweiten Klick

14. Januar 2021
von Sabine Schmidt

Im Corona-Lockdown entdeckt der stationäre Buchhandel sein E-Commerce-Potenzial – eine Herausforderung, auch für den Zwischenbuchhandel. 

Eine Herzensangelegenheit war der Onlinehandel für die meisten Buchhändler*innen lange Zeit eher nicht. Schließlich haben sie der digitalen Konkurrenz gerade den direkten Kontakt zu den Kund*innen voraus, die persönliche Beratung, die Begegnung bei Veranstaltungen. Mit dem Gebot des Social Distancing trifft Corona nun aber den Kern des analogen Geschäfts. 

Dennoch gehört der Buchhandel zu den Branchen, die bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sind – weil er digital erreichbar ist. Das ist an seiner durchaus leidvollen Geschichte mit Amazon & Co. das Verrückte: Um dem Konkurrenzdruck durch den Weltkonzern standhalten zu können, wurden im Sortiment schon vor vielen Jahren Websites und Onlineshops eingerichtet. Was anfangs eher zähneknirschend geschah, zahlt sich spätestens jetzt in der Pandemie aus.

Click & Collect

Eines der neuen Zauberworte im Einzel­handel ist Click & Collect: bestellen über den Onlineshop, Abholung im Laden – diese Variante wird von einem großen Teil der Buchhandelsklientel bevorzugt. Der Handel ist dabei flexibel, insgesamt geht vieles: Kund*innen können telefonisch oder online bestellen, die Ware selbst abholen oder liefern lassen (je nach aktueller Corona-Lage), elektronisch bezahlen oder vor Ort, und der Onlineshop mit seinen Informations- und Kaufoptionen ist sowieso immer offen.

Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 haben sich die digitalen Angebote als sehr wichtig erwiesen. »Bei uns ging der E-Commerce-Umsatz geradezu durch die Decke«, sagt Verena Keller, Inhaberin von Buch Böttger in Mannheim. Einfach nur ein Selbstläufer ist der Onlineshop aber nicht. Keller war über die sozialen Medien aktiv, und sie hat für ihn noch einmal speziell während des Lockdowns über Facebook geworben. »Das hat nicht nur Leser*innen im direkten Umfeld angesprochen, es kamen auch neue Adressen aus der Region dazu.«

Insbesondere im Weihnachtsgeschäft wollten viele (Stamm-) Kund*innen allerdings bewusst nicht digital einkaufen. »Vielen war nicht klar, ob beziehungsweise wie wir am E-Commerce beteiligt sind, sie wollten uns aber auf jeden Fall unterstützen«, sagt Keller. So nahmen die Bestellungen, die über den Laden liefen, geradezu überhand. »Es war wie in einem Irrenhaus«, erinnert sich Keller. »In den letzten Tagen vor Weihnachten gab es Lieferschwierigkeiten, die Kunden standen Schlange, das Telefon klingelte unentwegt« – und ihre Mitarbeiter*innen lieferten nach der Corona-bedingten Schließung mehr als 300 Buchpakete aus. »Sehr anstrengend, aber auch sehr schön!«
 

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