Mediengruppe Stein

Millionenumsatz ohne Bleibe

13. November 2025
Marcus Schuster

Wie konnte es zur Stein-Insolvenz kommen und wie geht es nach dem Übernahme­angebot durch Lehmanns / Thalia weiter? Darüber wird jetzt viel spekuliert. 

A.Stein'sche Buchhandlung in Werl

Ungewisse Zukunft: A. Stein’sche Buchhandlung in Werl.

Bislang war es ein turbulenter Herbst im westfälischen Werl. Am 17. September beantragte die A. Steinʼsche Buchhandlung Insolvenz – kein kleiner Fisch, 80 Mit­arbeiter sind betroffen. Schnell war klar, dass es nicht dabei bleiben würde und auch das Mutterhaus, die Mediengruppe Stein – zweitgrößter Fachmedienhändler Deutschlands mit insgesamt 250 Angestellten –, in Schieflage geraten ist. Anfang Oktober reichte sie ihren Antrag auf Insolvenzeröffnung ein, nach und nach folgten die 18 Tochter­gesellschaften. Viele von ihnen sind renommierte Unternehmen und Dienstleister, die Stein erst in den vergangenen Jahren gekauft hatte. Und die nun mit am Abgrund stehen. Darunter Solon, Delbanco, Massmann, Albert Müller. 

"Das nahezu ungebremste Wachstum war stets hinterfragbar", schrieb Jörg Pieper, Head of Con­tent Acquisition / Publisher Relations beim Schweizer Knowledge-Management-Tech-Start-up Get More Brain in einem Leserkommentar an das Börsenblatt. Nur habe das "öffentlich niemand getan". Nun herrsche "massive Verunsicherung im Markt. Bundes­ministerien erhalten derzeit keine abonnierten Printprodukte mehr, Bibliotheken suchen neue Lieferanten zur Erfüllung verschiedener Dienstleistungen, Verlage müssen sehen, wie sie Bestandsabonnements aktiv halten. Rund 100 Mio. Euro Umsatz suchen gerade eine neue Bleibe bzw. stehen zur Disposition."

Am Telefon wird Pieper noch deutlicher. Er war bis 2017 als Programmleiter Bibliotheken in der Geschäftsführung von Schweitzer Fachinformationen tätig, dem Platzhirsch und Mitbewerber von Stein, und hat sich nach eigener Aussage stets die Augen gerieben, wenn Stein in den vergangenen Jahren mal wieder auf Einkaufstour ging: bei kleineren Fachbuchhandlungen (Solon), größeren Dienstleistern (IMS, LSL, Frohberg), aber auch spezialisierten Bibliothekslieferanten (Delbanco). "Das muss man erst einmal alles unter einen Hut bringen – inhaltlich, technologisch und personell." Zumal auch die aufgerufenen ­Kaufpreissummen wohl nicht unerheblich waren. Das weiß Pieper, weil er selbst an einem Bieterverfahren für ein am Ende von Stein gekauftes Unternehmen teilgenommen hatte. 

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