Ein Präsent dient nämlich dem höheren Zweck, ein soziales Band herzustellen, das noch in schlechten Zeiten hält, so der Ethnologe Marcel Mauss, der mit dem Essay "Die Gabe" das Standardwerk über das Schenken schrieb.
Meint: Präsente verschaffen einem einen emotionalen Kredit, von dem man ein ganzes Jahr zehrt. Den bekommt man aber nur mit Maßarbeit und nicht mit Stangenware. Deshalb beginnt man am besten JETZT mit beobachtender Teilhabe und schaut, was die Schwester, den Bruder, die Freundin gerade brennend interessiert. Sammelt wie ein Eichhörnchen - nicht Nüsse, sondern Informationen - und geht dann solchermaßen bestens vorbereitet in den Buchladen seines Vertrauens, um sich von den Fachkräften beraten zu lassen.
Schließlich wissen die am besten was eine introvertierte, überlegte, ordnungsliebende Single-Frau Mitte 40 mit einem Faible für französisches Kino, Swing und Pilates so gefallen könnte.
Ja, das klingt ein wenig anstrengend. Aber so kann man sein Buchgeschenk sehr hübsch eingepackt und souverän mit all den Überlegungen überreichen, die dem voraus gegangen sind. Was es noch einmal besonders kostbar macht.
Ganz ohne Gedanken geht Schenken natürlich auch. Aber ich sage es Ihnen gleich: Damit verabschiedet sich der Beziehungsfrieden schneller als man "Fröhliche Weihnachten!" sagen kann.